Vint Cerf geht, sein Nachfolger kommt. ICANN hört zu. IDN-DNS sind heikel. WHOIS und Datenschutz, wieder mal. IPv6 muss auf jeden Fall. Neue TLDs kommen dann auch. Irgendwann. Und cityTLDs sowieso. Meeting? Geschäfte!
Das war, in aller Kürze, das 30. ICANN-Meeting, diesmal in Los Angeles, Kalifornien, USA. Vom 29. Oktober bis 2. November tagten ICANN und Konsorten. Aber zunächst verabschiedete man Vint Cerf, einen der Väter des Internet, der seit Gründung von ICANN acht Jahre lang Vorsitzender Direktor des Direktoriums war. Damit erreichte er die Maximalamtszeit und geht. Und alle, alle verabschiedeten ihn in einem großen Zeremoniell. Selbst Al Gore und andere gaben sich per Video ein Stelldichein. Was Vint Cerf bisher für die Internet-Gemeinschaft geleistet hat, ist mit Worten kaum zu beschreiben. Doch er verlässt ja nur das ICANN-Direktorium und bleibt dem Internet sicher noch lange erhalten, zum Beispiel als Chief Internet Evangelist von Google, als Mitarbeiter am InterPlanetary Network (IPN) und in anderen Positionen.
David Goldstein besuchte das ICANN-Meeting und plauschte auf domainnews.com ein wenig über das, was ihm dort begegnete. Die Begegnungen fanden wohl eher ausserhalb der Meetings statt, die sich mit dem Internet beschäftigten und Fragen der Vereinheitlichung von WHOIS-Daten aufwarfen und den Konflikten mit unterschiedlichen Datenschutzbestimmungen, der Verknappung von Internetadressen und dem Umstieg auf IPv6, dem neuen Rahmen für die Bewerbung für gTLDs (es wird den Bewerbern nun zum Beispiel empfohlen, keine anstößigen Begriffe für die Endung zu wählen), den Problemen der Internationalisierung von Domain Name Servern (jedem Land soll eine Sprache zugewiesen werden, aber was ist zum Beispiel mit Indien, das viele Landessprachen in sich vereinigt?) und schließlich waren die Vertreter der cityTLDs da, deren Gruppe immer größer wird: neben den bekannten .berlin und .nyc zeigen sich noch Interessenten für Hamburg, Buenos Aires, Paris, Brüssel, Den Haag, Venedig, Seoul und Chicago; die Dunkelziffer soll deutlich höher liegen.
Doch was wirklich zählt, waren nicht die Meetings und Workshops. Die wirklichen Kenner von ICANN-Meetings blieben vor den Räumen, in denen die Meetings abgehalten wurden, und trafen sich mit Kollegen, Geschäftspartnern und potentiellen neuen Geschäftspartnern und knüpften Kontakte und machten Geschäfte. – Übrigens, als Nachfolger von Vint Cerf wählte man einstimmig Peter Dengate Thrush, einen 52-jährigen neuseeländischen Anwalt. Neuseeland ist neuerdings schwer im Kommen.
Wer Vint Cerf verabschieden will, kann das per Kommentar auf dem Blog von ICANN tun und dazu ein Abschiedsvideo anschauen.
Auch für ICANN-Meetings gilt übrigens, nach dem Meeting ist vor dem Meeting. Das nächste ICANN-Meeting findet vom 10. bis 15. Februar 2008 in Neu-Delhi (Indien) statt. Die Informationsseite ist bis dato noch nicht online.