Das Interesse an »Universal Acceptance« (UA) ist im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. Das berichten die Netzverwaltung ICANN und die Universal Acceptance Steering Group (UASG) in ihrem Bericht zum zweiten »UA Day«, der am 14. August 2024 veröffentlicht wurde.
Unter dem Motto »jeder Domain-Name sollte gleichbehandelt werden« rief ICANN im Jahr 2015 die UASG ins Leben. Sie sollte dafür sorgen, dass jede Top Level Domain von allen Internet-Clients wie Webbrowsern, eMail-Programmen und Routern akzeptiert wird. Etablierte Zwei- und Drei-Zeichen-TLDs wie .de oder .com gelten insoweit als unproblematisch; im Zuge der Einführung von hunderten nTLDs mit vier oder mehr Zeichen sowie internationalisierten Domain-Namen mit unterschiedlichsten Zeichensätzen wurde diese Aufgabe aber ungleich komplexer. UA gilt deshalb als technische Grundvoraussetzung für den weiteren Ausbau des Internets, weil sie sicherstellt, dass Domain-Namen unabhängig von Skript, Sprache oder Zeichenlänge von allen internetfähigen Anwendungen, Geräten und Systemen gleichermaßen genutzt werden können. Für ICANN wiederum ist UA elementar, damit jedermann weltweit die soziale und wirtschaftliche Macht des Internets mit der von ihm gewählten Domain erleben kann, die am besten zu seinen Interessen, seinem Geschäft, seiner Kultur, seiner Sprache und seiner Schrift passt. Dabei helfen soll der 2023 eingeführte »UA Day«; er ist auf keinen bestimmten Tag festgelegt, sondern konzentriert sich um den 28. März herum auf verschiedene Arten von Veranstaltungen, um das Bewusstsein für UA zu steigern.
Das scheint ICANN zu gelingen, wenngleich auch langsam. Im Universal Acceptance (UA) Day 2024 Report berichtet die Internet-Verwaltung, dass zwischen März und Mai 2024 an 52 Veranstaltungen in 47 Ländern insgesamt 6.544 Personen teilnahmen. Dabei wurden in diesem Jahr insgesamt 133 Vorschläge zur Steigerung der UA aus 68 Ländern eingereicht. Zum Vergleich: Im Vorjahr 2023 gingen 90 Vorschläge aus 56 Ländern ein, was nach Einschätzung von ICANN ein zunehmendes Interesse an diesem Thema zeigt. Besonders stark war das Interesse an UA in Afrika; dort wurden 33 Prozent der Veranstaltungen abgehalten, gefolgt von der Asia-Pazifik-Region (29 Prozent) und Latein-Amerika/Karibik (25 Prozent). Das geringe Interesse in Nord-Amerika und Europa ergibt sich zwanglos aus der weitgehenden Verbreitung des lateinischen Alphabets. Unter den repräsentierten Sprachen finden sich Amharisch, Arabisch, Armenisch, Bangla, Bemba, Birmanisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Haitianisches Kreolisch, Hindi, Koreanisch, Laotisch, Mazedonisch, Nyanja, Portugiesisch, Serbisch, Sesotho, Singhalesisch, Spanisch, Swahili, Tamilisch und Thai. Die zentrale Veranstaltung fand am 28. März 2024 in Belgrad statt, abgehalten von der serbischen National Internet Domain Registry Foundation (RNIDS). Das ganztägige Programm umfasste neben diversen Reden und Vorträgen (darunter Sally Costerton, ICANN-Interimspräsidentin und CEO) die Integration von UA in technische Lehrpläne an Universitäten sowie einen technischen Workshop zur praktischen Umsetzung universeller Akzeptanz.
Die Fortschritte bleiben zwar klein, sind aber vielversprechend. iMasters in Brasilien zeigte etwa, wie man einen komplett selbst gehosteten Mailserver mit portugiesischen Benutzernamen und Domains einrichtet. Sie teilten das Video mit 100.000 brasilianischen Software-Entwicklern, die es bis heute 1.700 Mal angesehen haben. Die Internet Society in Trinidad und Tobago ging eine Partnerschaft mit der University of West Indies ein, um ihre Website UA-fähig zu machen. Die Organisatoren demonstrierten, dass sich jemand mit einer arabischen Adresse für ein Studium an ihrer Universität bewerben kann. Wer mehr wissen will, dem sei der 14-seitige Bericht ans Herz gelegt, der viele statistische Informationen zum »UA-Day« und Querverweise zu Präsentationen zur Verfügung stellt. Jede Codezeile kann helfen, das Internet weiter zu öffnen und noch globaler zu machen.