ICANN

Back to business: Rückblick auf das Kopenhagen-Meeting im März 2017

Business as usual – rund sechs Monate nach der historischen IANA-Transition kehrte die Internet-Verwaltung ICANN zum 58. Meeting in Kopenhagen wieder zum Tagesgeschäft zurück. Und Arbeit gibt es genug: die Palette an Diskussionen war breit gefächert.

Genau 2.086 von 2.737 registrierten Teilnehmern waren zum ersten ICANN-Meeting in Kopenhagen erschienen, um vom 11. bis 16. März 2017 über die Zukunft des Domain Name Systems zu diskutieren. ICANN-CEO Göran Marby zeigte sich dabei insbesondere von der Leidenschaft der Teilnehmer beeindruckt, mit der sie sich durch zahlreiche Problemfelder arbeiteten. Auch nach dem Machtwechsel im Netz sieht sich ICANN in der Pflicht, in den Bereichen Transparenz und Rechenschaft für effektive Regelungen zu sorgen; so denkt man etwa darüber nach, die Sitzungen des Vorstands soweit wie möglich nach und nach öffentlich abzuhalten. Überraschend viel Zeit nahm aber die Frage des Datenschutzes in Anspruch; so wurde in Kopenhagen deutlich, dass die EU-Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO) mit den ICANN-Vorgaben zum WHOIS kollidiert – Stichwort »thick vs. thin WHOIS«. Hier wartet noch viel Arbeit auf ICANN, wobei die Zeit drängt: die EU-DSGVO soll ab dem 25. Mai 2018 in 28 EU-Mitgliedsländern zur Anwendung kommen.

Oft gestellt war die Frage, wann mit der nächsten Einführungsrunde für nTLDs zu rechnen ist. ICANN-Chair Stephen Crocker hielt sich mit konkreten Zeitangaben zurück:

It isn´t a hundred percent clear exactly what needs to be done, so it´s a little bit worse than here´s the list and we will do that and we are on our way.

Zugleich räumte Crocker ein, dass es Druck gäbe, mit diesem Thema voranzukommen, wobei dem »Competition, Consumer Trust & Consumer Choice Review Team« eine maßgebliche Aufgabe zukommt. Ungeklärt scheint auch noch, ob es wiederum lediglich eine zeitlich befristete Bewerbungsphase gibt, oder in Zukunft jedermann jederzeit eine Bewerbung um eine neue Domain-Endung nach zuvor festgelegten Regeln einreichen kann. Immerhin scheint man sich so langsam darauf zu verständigen, wie mit den Erlösen aus der Versteigerung von nTLDs verfährt; die dafür eingerichtete »Cross-Community Working Group on new gTLD Auction Proceeds« will zumindest einen Vorschlag präsentieren, wie man zu einer Entscheidung kommen soll. Konkrete Empfehlungen über die Mittelverwendung wird diese Arbeitsgruppe nicht geben. Als einen der größten Erfolge bezeichnete Crocker zudem die Einführung von internationalisierten Domain-Namen (IDNs), allein aus symbolischen Gründen, um zu zeigen, dass ICANN der gesamten Welt dienen wolle.

Für stets viel Aufmerksamkeit sorgte das traditionelle Kom­mu­niqué des ICANN-Regierungsbeirats GAC (Governmental Advisory Committee). Verärgert zeigte sich das GAC vor allem über einen Beschluss des ICANN-Vorstands aus dem November 2016, wonach Registries einer nTLD künftig nicht mehr verpflichtet sind, Pläne zur Nutzung von ccTLDs unterhalb einer nTLD – also beispielsweise de.xyz oder at.site – mit nationalen Regierungen vorher abzustimmen oder sie für das betroffene Land reserviert zu halten. Die Länder sehen sich daher dem Risiko ausgesetzt, künftig erhebliche finanzielle Mittel zu investieren, um sich diese Adressen zu sichern. Insoweit habe ICANN die Bedenken des GAC schlichtweg ignoriert, weshalb der ICANN-Vorstand nun aufgefordert sei, Lösungen zu erarbeiten. ICANN zeigte sich dafür offen, verwies aber selbstbewusst darauf, dass den Ländern diese Adressen nicht gehören würden.

Mit dem Ende des 58. Meetings in Kopenhagen geht der Blick voraus zum 59. Meeting, das vom 26. bis zum 29. Juni 2017 in Johannesburg stattfindet. Südafrika ist damit schon zum dritten Mal nach ICANN21 in Kapstadt und ICANN47 in Durban offizieller Ausrichtungsort eines ICANN-Meetings. Da dieses Meeting kürzer sein wird als sonst üblich, verspricht sich ICANN weniger, jedoch intensivere Arbeitssitzungen, bei denen sich die Teilnehmer austauschen können. Veranstaltungsort ist das Sandton Convention Centre; die Meeting-Website und die Registrierungsmöglichkeit ist ab sofort freigeschaltet.

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