RDRS

WHOIS-Abfrageersatz weist im Mai 2024 sinkende Nutzungszahlen auf

Die Nutzungszahlen für den WHOIS-Nachfolger »Registration Data Request Service« (RDRS) bleiben ernüchternd: sechs Monate nach dem Start der zweijährigen Testphase fiel die Zahl der Anfragen auf ein Rekordtief.

Mit Anwendung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) mussten viele Domain-Registrare personenbezogene Daten, die zuvor im WHOIS-Verzeichnis innerhalb von wenigen Sekunden für jedermann öffentlich verfügbar waren, entfernen. Gleichwohl bestand die Notwendigkeit zum Beispiel für Strafverfolgungsbehörden und zur Geltendmachung zivilrechtlicher Ansprüche, auf den nicht-öffentlichen Teil der WHOIS-Daten zuzugreifen. Die Lösung von ICANN lautete RDRS; dahinter verbirgt sich ein kostenloses Ticketsystem, das alle Anfragen für nicht-öffentliche gTLD- Registrierungsdaten bearbeitet. Der RDRS verbindet den Anfragenden mit dem für eine Domain unter generischer Endung zuständigen ICANN-akkreditierten Registrar, sofern letzterer an diesem Service teilnimmt. Die gesamte Kommunikation und Datenweitergabe zwischen dem Anfragenden und dem für eine Domain zuständigen Domain-Registrar erfolgt außerhalb des RDRS-Systems. ICANN hält die nicht-öffentlichen WHOIS-Daten also nicht zentral vor, sondern ermöglicht über den RDRS lediglich das Senden und Empfangen von Anfragen zu einer Domain mit generischer Top Level Domain über eine einzige Plattform. Der Dienst garantiert keinen Zugriff, dass man die angeforderten Registrierungsdaten auch wirklich erhält. Letztlich liegt die Entscheidung damit beim Registrar, der unter Beachtung der für ihn geltenden Datenschutzgesetze der Anfrage entspricht oder sie ablehnt. Auf eine rasche Antwort sollten die »requestors« allerdings nicht hoffen. In jenen Fällen, in denen die Bitte um Offenlegung der WHOIS-Daten abgelehnt wurde, dauerte es im April 2024 von der Anfrage bis zur Antwort 11,26 Tage; wurde die Anfrage positiv beschieden, dauerte es sogar 14,09 Tage, also über zwei Wochen.

Am 27. Juni 2024 hat ICANN nach sechsmonatigem Pilotbetrieb ein erstes Zwischenfazit gezogen, und das fällt ernüchternd aus. Zwar betont die Internet-Verwaltung, auf zahlreichen Veranstaltungen wie dem ICANN APAC-TWNIC Engagement Forum (Taipei), dem Contracted Parties Summit (Paris), dem Middle East DNS Forum (Marokko), dem International Trademark Association Annual Meeting (Atlanta) oder einem Webinar von eco, dem Verband der Internetwirtschaft eV, für den RDRS geworben zu haben. Bisher wurden aber in sechs Monaten lediglich 4.018 Nutzerkonten eingerichtet, über die 1.215 Anfragen eingereicht wurden, also etwa 202 Anfragen monatlich. Die Tendenz deutet auf einen weiteren Rückgang hin: im Mai 204 gab es nur 156 Anfragen und damit so wenige wie nie zuvor, davon 46 von Strafverfolgungsbehörden und weitere 37 von Markenrechtsinhabern bzw. deren anwaltlichen Vertretern. Erfolg hatten im Mai 2024 lediglich rund 20 Prozent der Anfragen. Insgesamt konnte ICANN die Zahl der teilnehmenden Registrare leicht auf 88 steigern; durch die Aufnahme vor allem eines zu Alibaba gehörenden Registrars decken sie 59 Prozent aller Domains mit generischer Endung ab. Das bedeutet aber auch umgekehrt: gehört der für eine Domain zuständige Registrar zu den verbleibenden 41 Prozent, bleibt eine RDRS-Anfrage erfolglos.

Zu den Erweiterungen, an denen ICANN arbeitet, um die Funktionalität des Systems zu verbessern, gehören die Aufnahme von Adress- und Telefonnummer des Antragstellers, das Hinzufügen eines Anfragedatums sowie optional der Unternehmung bzw. Organisation, welcher der »requestor« angehört; außerdem sollen alle Anfragen ohne Filterung angezeigt werden können. Von einer Beschleunigung der Bearbeitung ist keine Rede, wohl weil ICANN dies nicht beeinflussen kann. Ob ICANN die Testphase die vollen zwei Jahre aufrechterhält, bleibt abzuwarten.

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