Die Sunrise Period der neuen europäischen Top Level Domain .eu (dotEU) nähert sich ihrem Ende. Das Zwischenfazit fällt unverändert positiv aus, auch wenn das Wettrennen um die begehrtesten Domains oft seltsame Blüten treibt.
Rund 3 Wochen vor Beginn der Phase der allgemeinen Registrierung am 7. April gingen bei EURid bisher über 300.000 Anträge für 219.000 verschiedene Domain-Namen ein. Besonders die Inhaber nationaler Marken haben von ihrem Recht zur Gebrauch gemacht, auf sie entfallen über 45% der Anmeldungen. Auffallend ist, dass die Anmeldungen bei den öffentlichen Einrichtungen weit überwiegend aus Deutschland stammen; hier scheint man das (Streit-)Potential der neuen Endungen früh erkannt zu haben. Insgesamt betrachtet liegt Deutschland unverändert mit knapp 30% aller Anmeldungen deutlich an der Spitze aller EU-Mitgliedsländer, vor Holland mit etwas über 16% und Frankreich mit 11%. Mehr als 3.000 Domains mit der Endung .eu sind derzeit schon in Gebrauch, viele davon verweisen auf aktive Webseiten oder finden in eMail-Adressen Verwendung.
Wie wichtig die neuen .eu-Adressen im geschäftlichen Verkehr werden, beweist der Online-Buchhändler Amazon. Mit nicht weniger als 22 Anträgen, abgesandt über verschiedene Registrare, hat die Amazon Europe Holding mit Sitz in Luxemburg unter Verweis auf verschiedenste nationale wie internationale Markenrechte ihr Glück versucht, eingegangen fast alle bereits am 7. Dezember 2005. Und es hat sich gelohnt: zwar ist die ADR-Frist von 40 Tagen noch nicht abgelaufen und daher die Domain amazon.eu noch nicht aktiv; da der erste Platz in der Warteschlange jedoch gesichert werden konnte und auch die Nachweisdokumente rechtzeitig bei PwC vorlagen, kann die Domain schon bald ans Netz gehen. Auch die Internettelefonierer von Skype gingen mit 16 Anträgen auf Nummer Sicher. Einen Sieg im direkten Duell gegen zwei Markenkonkurrenten feierte der Automobilhersteller VW AG: die Wolfsburger schnappten polo.eu sowohl dem Modekonzern Polo Ralph Lauren als auch dem Nahrungsmittelkonzern Nestle vor der Nase weg. Alle drei hatten ihre Anträge binnen fünf Minuten nach Öffnung der Datenbanken an EURid geschickt.
Noch ein eiliger Praxistipp: wer seine .eu-Domains gleich zu Beginn von Phase II am 7. Februar 2006 angemeldet hat, sollte sich sputen, seine Nachweisdokumente an PwC zu schicken. Zwar endet die Frist eigentlich am 19. März 2006 (und ist auch so auf dem Coversheet aufgedruckt); da der 19. März jedoch ein Sonntag ist und gemäß Abschnitt 8 Ziffer 5 der Sunrise Rules weder Samstag noch Sonntag als Arbeitstag gelten, endet die Frist bereits am vorangegangenen (!) Arbeitstag, also bereits am Freitag, den 17. März. Wer diesen Newsletter also unmittelbar nach Veröffentlichung liest, könnte es gerade noch schaffen. Nach Angaben von EURid waren bis zum 9. März nicht einmal bei 40 % der Anmeldungen aus Phase II die Nachweisdokumente eingegangen!