Eine reine Gelddruckmaschine für ICANN, Registries und Registrare – kein Vorwurf wird im Zusammenhang mit der Einführung neuer Top Level Domains öfter erhoben. Der australische Registrar MelbourneIT verrät, mit welchen Kosten seine Kunden tatsächlich kalkulieren müssen.
In der Tat: Wer sich um eine neue Domain-Endung bewerben möchte, benötigt neben Zeit vor allem eins – Geld. Allein die offizielle Bewerbungsgebühr schlägt mit US$ 185.000,-, umgerechnet also knapp EUR 130.000,-, zu Buch. Neben der Bewerbungsgebühr gibt es allerdings weitere Zahlungen, die je nach den Umständen fällig werden; so ist im Bewerberhandbuch zum Beispiel eine zusätzliche Prüfgebühr von US$ 50.000,- erwähnt. Hat eine Bewerbung Erfolg, wird eine Fixgebühr von US$ 6.250,- pro Kalendervierteljahr, also US$ 25.000,- im Jahr, fällig; hinzu kommt eine Transaktionsgebühr von US$ 0,20 pro registrierter oder verlängerter Domain. All diese Zahlungen betreffen aber lediglich das Verhältnis zur Internet-Verwaltung ICANN; die Gebühren für Waren- und Dienstleistungen im Umfeld der Bewerbung und dem Betrieb einer Domain-Endung sind nicht eingerechnet.
Als erster von zahlreichen Providern hat der australische Registrar MelbourneIT, der im Bereich der so genannten „back-end registry services“ mit der .com- und .net-Registry VeriSign am Markt auftreten will, nun einen öffentlichen Einblick gegeben, was seine Kunden zahlen müssen. Demnach ruft MelbourneIT Gebühren zwischen AUD 45.000,- und 75.000,- auf, umgerechnet also zwischen EUR 33.000,- und 55.000,-; sie gelten allerdings nur für das Bewerbungsverfahren selbst, in der Zukunft können weitere Kosten anfallen. Experten schätzen, dass sich die Einmalgebühren für das gesamte Bewerbungsverfahren, insbesondere die juristische, technische und wirtschaftliche Beratung, auf etwa EUR 300.000,- belaufen; in den Folgejahren ist mit Kosten ab EUR 100.000,- zu rechnen. Pauschale Aussagen lassen sich aber nicht treffen; sollte sich etwa Canon entscheiden, die Domain .canon ausschließlich zu unternehmenseigenen Zwecken ohne öffentliche Registrierungsmöglichkeiten zu nutzen, fällt ein erheblicher Teil der sonst üblichen Kosten eines laufenden TLD-Betriebs wie etwa der Support weg. Wer dagegen auf möglichst hohe Registrierungszahlen setzt, kann durch entsprechende Gebühren Kasse machen und die Einnahmen den erhöhten Betriebskosten entgegensetzen. Und offenbar scheinen viele Markenunternehmen vor den Kosten nicht zurückzuschrecken: MelbourneIT teilt mit, mit 270 potentiellen Bewerbern in Verhandlungen zu stehen; 17 davon sollen ihre Zusage schon verbindlich erteilt haben.
Setzt man die Kosten für eine eigene Domain ins Verhältnis zu sonst üblichen Werbekosten, relativiert dies vieles: nach Angaben der SevenOne Media GmbH, die als Tochterunternehmen der ProSiebenSat.1 Group die deutschsprachigen Sender der Gruppe vermarktet, ist zum Beispiel die Werbe-Belegung eines ProSieben-Blockbusters ab EUR 25.000,- zu haben; nach einem einzigen Abend ist mit der Werbung aber schon wieder Schluss, während eine TLD praktisch unbegrenzt und weltweit genutzt werden kann. Wie man es daher auch dreht und wendet: allein an den angeblich hohen Kosten wird kaum eine potentielle Bewerbung scheitern.