nTLDs

9. Auflage des Bewerberhandbuchs ist da!

Die Internet-Verwaltung ICANN hat eine neue Version des Applicant Guidebook veröffentlicht: einen Tag vor Öffnung des Bewerberfensters stellte ICANN das überarbeitete Bewerberhandbuch online. Die Änderungen beschränken sich auf Details – die haben es allerdings in sich.

Es ist die nunmehr neunte Version des Bewerberhandbuchs, die ICANN nach siebenjähriger Vorbereitung des nTLD-Programms unmittelbar vor dem Start vorgelegt hat. Auf über 50 Seiten hat ICANN die Änderungen zusammengefasst; dass damit, wie vor kurzem noch in Aussicht gestellt, zahlreiche Fragen beantwortet werden, vermögen jedoch nicht einmal ICANN-Enthusiasten zu behaupten. Zahlreiche Diskussionen gab es beispielsweise um die Frage, wie ICANN die eingehenden Bewerbungen ordnet. Vorgesehen ist, dass sie in so genannten »batches« von zunächst 500 und sodann 400 abgearbeitet werden; wer aufgrund welcher Regelung wer in welchen »batch« kommt, blieb jedoch offen. Klar ist jetzt, dass ICANN einen »secondary time-stamp process« plant, wobei weder der Zeitpunkt des Eingangs innerhalb des Bewerberfensters noch das Los entscheiden wird, in welchen »batch« eine Bewebung kommt; stattdessen will ICANN erst nachträglich über das Verfahren entscheiden. Offenbar hofft man, dass weniger als 500 Bewerbungen eingehen und sich das Problem damit in Luft auflöst.

Wer geglaubt hat, dass ICANN das Datum einer möglichen zweiten Einführungsrunde bald bekanntgibt, dürfte ebenfalls enttäuscht sein. Auf entsprechende Anfragen hin stellt das Bewerberhandbuch lediglich klar, dass es weitere Runden gibt und dass ein standardisiertes, langfristiges Verfahren etabliert wird; ein Datum fehlt. Dagegen dürfen sich wirtschaftlich nicht ganz so gut aufgestellte Bewerber freuen, dass mit dem »New gTLD Financial Assistance Handbook« erstmals Leitlinien veröffentlicht werden, unter welchen Bedingungen die Bewerbergebühr von US$ 185.000,– auf US$ 47.000,– reduziert werden; sowohl Marken- als auch Geo-TLDs kommen für die Reduzierung allerdings regelmäßig nicht Betracht. Freuen darf sich auch der Regierungsbeirat Governmental Advisory Committee (GAC), dessen Position erneut gestärkt wurde; nach der neuen Fassung sollen bereits die Bedenken eines einzigen Landes einen Dialog mit ICANN samt Stellungnahme erzwingen; der Hinweis, dass ein solcher Dialog gerade nicht zu einem Beweisanzeichen dafür führt, dass die Bewerbung abgelehnt werden soll, wurde zudem gestrichen.

Gerade für Bewerber potentiell umstrittener Endungen wie .jew oder .gay bedeuten die letztgenannten Endungen ein erhebliches zusätzliches Risiko. Aber nicht nur für sie: ICANN hat erneut klar gemacht, dass es kurzfristig und im Hinblick auf den Batching-Prozess sogar nachträglich zu Änderungen kommen kann, die für keinen Bewerber vorhersehbar sind. ICANN hatte jedoch frühzeitig angekündigt, sich weitere Änderungen vorzubehalten; das Risiko musste daher jedem Bewerber klar sein. Ob diese Unsicherheit dazu führt, dass die Zahl der tatsächlichen Bewerber weit niedriger sein wird als bisher angenommen, werden wir im Mai 2012 erfahren.

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