Die Internetverwaltung ICANN kündigt an, künftig Domain-Steuern in Höhe von US$ 0,75 zu nehmen. Die ersten Domains, die davon betroffen sein werden, sind die unter .net registrierten. Zeitgleich eröffnete ICANN Verhandlungsgespräche mit den Bewerbern um die möglichen neuen Domains .mobi und .job.
Die Welt dreht sich ums Geld. Warum soll es beim World Wide Web da anders sein? Weil es ursprünglich anders gedacht war? Tim Berners-Lee, der Erfinder des WWW, schwante das schon vor Monaten. ICANN braucht Geld und verschafft es sich über die Einführung neuer Domain-Endungen. Dass ICANN dazu die Neuvergabe von .net nutzen würde, war zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht abzusehen. Mit der Besteuerung der .net wird ICANN US$ 4 Mio. im Jahr erwirtschaften, liest man in Presseberichten. Wie sich das bei lediglich gut 3,63 Mio. registrierten .net-Domains fügt, ist ein Rätsel. Wir kommen auf lediglich gut US$ 2,72 Mio. im Jahr. Das ist aber ein entscheidender Fortschritt gegenüber den derzeit jährlich von den Verwaltungen von generischen Top Level Domains jeweils an ICANN zu zahlenden US$ 132.000,.
Aber ein Anfang wäre damit gemacht. Und wenn zukünftig auch andere Domains besteuert werden, wie geplant, dann wird das schon werden. Flankiert wird diese Aktion mit der Einführung neuer sTLDs. Das sind nicht mehr einfach nur generische Top Level Domains, sondern »gesponserte«. Auch diese lassen die Kasse bei ICANN klingeln. Im Gespräch waren seit Oktober .travel, bei der sich die Bewerberin auf einen Start im kommenden Frühjahr vorbereitet: ob das gelingt, steht zu bezweifeln, noch ist nichts entschieden oder unterschrieben, und .post, von der man so gar nichts hört.
Dieser Tage hat ICANN nun Vertragsgespräche mit den Bewerbern um .mobi und .job aufgenommen. Auch hierbei handelt es sich um sponsored Top Level Domains. Auch für diese Domain-Endungen muss, wie die Bezeichnung »sponsored« deutlich macht, gezahlt werden. Nie schöner die Kassen klingeln, als zur Weihnachtszeit?
Wenn ICANN weiter das Internet vernünftig verwalten will, braucht man ohne Frage mehr Geld. Um Unabhängigkeit, beispielsweise vom US-amerikanischen Handelsministerium, zu erlangen und frei von finanziellen Einflüssen Dritter zu arbeiten, kommt man bei ICANN nicht umhin, höhere eigene Einnahmen zu erzielen. Rechnet man aber die gut 46 Mio. registrierten Domains zusammen, kassierte ICANN mit der Steuer jährlich sehr gute US$ 30 Mio. Angesichts dessen erheben sich Zweifel an der Intention ICANNs, kostendeckend zu arbeiten und keine Gewinne zu erzielen.