ICANN

Weichenstellungen des Paris-Meetings

Obwohl die Pläne zur Einführung neuer Top Level Domains (TLDs) die weltweiten Schlagzeilen dominierten, hatte das 32. ICANN-Meeting in Paris weitere wichtige Weichenstellungen zu bieten: so verstärkt ICANN die Arbeiten zur Einführungen internationalisierter TLDs ebenso wie den Kampf gegen Domain-Tasting.

Internationalisierte Domain-Namen (IDNs) wie zum Beispiel Umlaut-Domains unterhalb von .de, .at oder .ch zählen seit nunmehr vier Jahren zu den festen Einrichtungen des Domain Name Systems. Sie erlauben die Benutzung von landestypischen Sonderzeichen auf Ebene der Second Level Domain, wobei jede Registry frei bestimmt, ob und welche Sonderzeichen sie anbietet. Der Schritt hin zu vollständig internationalisierten Domains, die Internetadressen komplett in Landessprache wie etwa russisch oder japanisch erlauben, ist jedoch erst noch zu gehen. Zu diesem Zweck hat ICANN Mitte Oktober 2007 einen Testversuch gestartet, der es erlaubt, in inzwischen 14 Sprachen wie Arabisch, Persisch, Kyrillisch oder Hebräisch vollständig internationalsierte Domains zu prüfen. Die Ergebnisse der hierzu eigens eingerichteten Arbeitsgruppe IDNC WG liegen nun vor, und sie stimmen positiv: die Gruppe hat einen Bericht vorgelegt, mit dem Methoden zur möglichst schnellen Einführung dieser neuen Domains beschrieben werden. Sie beschränkt sich zunächst auf einige wenige neue TLDs, soll aber als Grundlage für die Erweiterung auf zusätzliche ccTLDs dienen. Obwohl Details erst noch zu klären sind, gibt sich ICANN bei der Einführung sehr optimistisch: der Startplan orientiert sich an jenem neuer Top Level Domains, so dass IDN-TLDs möglicherweise schon ab dem 2. Quartal 2009 zur Verfügung stehen. Sowohl Bulgarien als auch Russland haben daraufhin ihr Interesse an kyrillischen Domains bereits öffentlich zum Ausdruck gebracht.

Auch ein weiteres Sorgenkind war Thema in Paris: Domain-Tasting, das kostenlose und massenhafte „Antesten“ von Domains innerhalb der so genannten „Add Grace Period“ bereitet zunehmend Kopfzerbrechen. Bereits im April 2008 hatte die Generic Names Supporting Organisation (GNSO) mit überwältigender Mehrheit beschlossen, zur Eindämmung von Tasting die Policy zu ändern; demnach erhält künftig jeder Registrar monatlich höchstens für zehn Prozent der von ihm neu angemeldeten Domains die Gebühren der von ihm innerhalb der „Add Grace Period“ gelöschten Domains von der Registry erstattet. Ausnahmen sind möglich, der Registrar muss jedoch aussergewöhnliche Umstände dokumentieren können und schriftlich versichern, dass sie zuvor nicht absehbar waren. Zur Vermeidung von Wiederholungstätern muss ferner jeder Ausnahmefall bei ICANN gemeldet und beschrieben werden. Diese Empfehlung der GNSO setzt ICANN nun in die Tat um. Zuletzt hatte sich sogar der Registrar Network Solutions, dem selbst zum Vorwurf gemacht wird, eifriges Tasting zu betreiben, für diese Regelung stark gemacht. Ab wann sie gilt, ist aber noch offen.

Schließlich hat ICANN noch ein letztes beschlossen: das erste Meeting im Jahr 2009 findet in Mexiko-City statt. Bereits im März 2009 zieht die ICANN-Karawane damit zum wiederholten Mal auf den südamerikanischen Kontinent.

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