Studie

Welche neuen Top Level Domains sind jenseits von Registrierungszahlen tatsächlich erfolgreich?

Das 2012 von ICANN gestartete Bewerbungsprogramm um neue Top Level Domains führte ab Ende 2013 zur Einführung neuer Endungen. Einige, wie .online und .xyz, warten mit mehreren Millionen Registrierungen auf. Sind diese Endungen erfolgreich? Eine neue Studie wirft einen anderen Blick auf die Erfolgsfrage neuer Top Level Domains.

ICANN hatte deren Einführung initiiert, um mehr Innovation, Wettbewerb und Wahlmöglichkeiten zu ermöglichen. Welchen Nutzen die neuen Endungen bringen und welche wirklich genutzt werden, bleibt aber nach wie vor unklar. Dass die Anzahl registrierter Domains nicht gleichbedeutend mit Relevanz ist, zeigten die anfänglichen Achterbahnfahrten der Registrierungszahlen zahlreicher neuer Endungen, die oft auf Marketing-Aktionen beruhten, bei denen Domains zu Dumpingpreisen registriert werden konnten oder Domain-Inhabern, wie bei .xyz, ungefragt umsonst registriert wurden. Eine gewisse Ruhe und Ausgeglichenheit weisen die Registrierungszahlen bei nTLDs mittlerweile aus, aber ob eine Endung nur ob ihrer Registrierungszahlen erfolgreich ist, kommt auf die Blickrichtung an. Einige andere Blickrichtungen berücksichtigt der kommerzielle Anbieter Data Provider .Com, der die von ihm gesammelten Daten des Internets zur Verarbeitung durch Kunden aufbereitet. In einer kleinen Studie mit dem Titel »Beyond registration numbers: how popular are new generic TLDs?« zeigt Data Provider .Com, welche neuen Endungen wirklich genutzt werden und somit am erfolgreichsten sind.

In der Studie werden anhand einer Auswertung der Zonefiles zunächst die zwanzig zahlenstärksten nTLDs gelistet. Selbstverständlich steht .xyz mit rund 4 Mio. Registrierungen an der Spitze, gefolgt von .online und .top mit jeweils rund 2 Mio. Doch fragt sich, was, abgesehen von den Umsatzerfolgen der jeweiligen Registries, diese Zahlen wirklich bedeuten. Jedenfalls sagen sie nichts über die Anzahl aktiver Domains aus. Hier fördert die Studie zu Tage, dass die Endungen .online, .tech und .store mit 41 Prozent, 40 Prozent und 37 Prozent die meisten aktiven Domains aufweisen. .xyz und .top haben an der Stelle schon nichts mehr zu melden. Data Provider .Com geht aber einen Schritt weiter und siebte bei den aktiven Domains auch solche aus, die lediglich Platzhalterseiten aufwiesen oder lediglich geparkt waren. Nun lagen noch immer .online und .store vorne; auf Platz drei folgte aber überraschenderweise die Stadtendung .tokyo mit einem Anteil von 22 Prozent aktiver Domains mit individuellen Inhalten oder Geschäftsseiten. Am wenigsten ordentliche Inhalte weisen aus der Gruppe der Top 20 nTLDs mit den meisten Registrierungen die Endungen .buzz, .icu und .cyou auf. Diese haben weniger als 13 Prozent Domains mit ordentlichen Webseiten, insbesondere kommt .cyou auf lediglich 2 Prozent.

Doch damit nicht genug, ging Data Provider .Com noch einen Schritt weiter und schaute sich so gut wie möglich an, welche Endungen die meistbesuchten Domains aufweisen. Dabei griffen die Macher der Studie auf ihren hauseigenen »Traffic Index« zurück, bei dem der Traffic einer Website mit dem Traffic auf google.com verglichen wird. Und hier drehte sich das Ergebnis nochmals in eine ganz andere Richtung: In einem übersichtlichen Graph mit 20 nTLDs wird der Anteil von Domains und deren Trafficraten, eingeteilt in »little to no traffic«, »moderate traffic« und »high traffic« aufgezeigt. Nun steht plötzlich die Endung .dev mit 23 Prozent »high traffic« und 20 Prozent »moderate traffic« vorne, gefolgt von .club (19 Prozent und 16 Prozent) und .tech (18 Prozent und 15 Prozent). Endungen wie .app, .shop, .site und .website weisen ebenfalls gute Zahlen auf. Die Endungen .icu und .buzz stehen weit hinten mit 4 und 3 Prozent beziehungsweise 3 und 2 Prozent Traffic. Eine hohe Nutzung von Domains unter der eigenen Endung könnte das Modell von Erfolg sein, welches sich Registries wünschen, denn hohe Nutzung bedeutet Relevanz bei den angesprochenen Nutzerkreisen; und da stehen .dev, .club, .tech und .life vorne. Natürlich divergieren die Werte bei den absoluten Zahlen, den tatsächlichen Domain-Registrierungen: bei rund 4 Mio. .xyz-Domains bedeuten die Summe von 25 Prozent aus »moderate« und »high traffic« 1 Mio. gut genutzter Domains, während .dev mit etwa 319.000 registrierter Domains bei einer Quote von 43 Prozent »moderate« und »high traffic« lediglich auf 135.170 gut genutzter Domains kommt. Nichtsdestotrotz liegt darin das charmantere Bild eines nutzerfreundlichen Internets.

Auch diese – lesenswerte – Studie gibt nicht den letztgültigen Einblick in die Qualität der neuen Endungen und welche am erfolgreichsten ist. Zudem muss man sehen, dass diese Studie ein Marketingwerkzeug von Data Provider .Com ist. Immerhin erweitert die Studie den Blick auf die neuen Endungen und sollte zukünftigen Bewerbern um neue Endungen einiges zum Nachdenken geben.

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