String Confusion

Berufungsverfahren geplant

Die Internet-Verwaltung ICANN öffnet eine neue Option bei der umstrittenen Frage des Umgangs mit dem Problem der Zulassung von Singular- und Pluralformen und anderen verwechslungsfähigen neuen Domain-Endungen. Jedenfalls im Hinblick auf die widersprüchlichen Entscheidungen bei .car/.cars sowie .cam/.com macht ICANN einen Vorschlag und stellt ihn zur Diskussion.

Das offizielle Verfahren zur Klärung der Zulassung ähnlicher Domain-Endungen ist die »string confusion objection«. Sie führte allerdings in einigen Fällen zu widersprüchlichen Entscheidungen der Schiedsgerichte. So obsiegte die .com-Registry VeriSign im Verfahren gegen .cam-Bewerber United TLD Holdco Ltd. hinsichtlich der Verwechslungsgefahr; andererseits verlor sie gegen die .cam-Bewerber AC Webconnecting Holding B.V. und dotAgency Limited. Ähnlich fiel das Ergebnis im Streit .car gegen .cars aus: Googles .car-Bewerbung obsiegte gegen die DERCars-Bewerbung um .cars, gegen zwei andere .cars-Bewerber blieb Google jedoch erfolglos. Darüber hinaus gibt es zahlreiche andere unbefriedigende Entscheidungen, die aber jetzt für ICANN kein Thema sind. Lediglich bezüglich der Endungen .car/.cars sowie .cam/.com veröffentlichte ICANN am 11. Februar 2014 ein Papier, das den möglichen Umgang mit diesen Entscheidungen darlegt und stellt es der öffentlichen Diskussion.

Nach ICANNs Vorstellungen soll allein den jeweils den Konzernen unterlegenen Parteien die Möglichkeit einer Berufung vor einem Drei-Personen-»Panel of Last Resorts« beim International Centre for Dispute Resolution (ICDR), das bereits vorher für die »string confusion objection« zuständig war, eröffnet werden. Für .cars heisst das: DERCars LLC dürfte seinen Fall klären lassen und für .cam wäre die United TLD Holdco Ltd. berechtigt, die Sache vor das »Panel of Last Resorts« zu bringen. Ob dem so ist, hängt allerdings vom Input der Internetgemeinde ab: seit dem 11. Februar bis zum 11. März 2014 hat jeder die Möglichkeit, den Vorschlag von ICANN zu kommentieren. Nach der Kommentierungsphase beginnt am 12. März 2014 eine »Reply«-Phase, die am 02. April 2014 endet. ICANN hofft auf diese Weise eine Lösung des Problems mit den inkonsistenten Entscheidungen der »string confusion objectionq herbeizuführen. Die Eingänge werden vom New gTLD Program Committee (NGPC) geprüft und Optionen erwogen. Im besten Falle wird das von ICANN erwogene Verfahren überarbeitet, dann in das New gTLD Applicant Guidebook eingearbeitet und so das »string confusion objection«-Verfahren geändert. Diese Änderungen sollen dann aber nur für die beiden genannten Fälle, nämlich .car/.cars und .cam/.com Anwendung finden.

Ob ICANN sich damit einen Dienst erweist, bleibt fraglich. Eine Lösung für die widersprüchlichen Entscheidungen zu finden, ist anerkennenswert. Doch mit der Beschränkung auf die Fälle von .car/.cars und .cam/.com öffnet ICANN sogleich eine weitere Schwachstelle und Inkonsistenz, die ICANN angreifbar macht. Doch zum Trost hält sich ICANN auch die Möglichkeit des Stillstands offen: Findet sich nämlich kein gangbarer Weg für eine Lösung der Inkonsistenzen, soll alles bleiben wie es ist.

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