Wie berichtet, naht eine Entscheidung ICANNs über den „expression of interest“-Prozess (EOI) und den Starttermin für das vorgeschaltete Bewerbungsverfahren um neue generische Top Level Domains. Worauf kann man als Unternehmen jetzt achten, um von den Prozessen nicht überrascht zu werden?
Zunächst ist es sinnvoll, sich klar darüber zu werden, welche Kennzeichenstrategie man hat, ob diese noch aktuell ist oder ob sie an aktuelle Änderungen und Entwicklungen angepasst werden muss. Es fragt sich, inwieweit generische TLDs in die eigene Kennzeichenstrategie passen. Die eigene Marke oder der eigene Name als mögliche Domain-Endung ist sicher die wesentliche Überlegung im Hinblick auf nTLDs. Hier ist darauf zu achten, inwieweit es bereits andere Marken gibt und inwieweit mögliche Konkurrenten auf den Plan treten. Die hohen Kosten des Anmeldeprozesses und die nicht zu unterschätzenden Folgekosten sind sicher ein Merkmal, das viele von einer Bewerbung um eine eigene Top Level Domain abhalten wird. Doch gibt es auch die andere Seite: wie geht die Konkurrenz damit um, und wenn sie auf eine eigene Top Level Domain optiert, inwieweit muss und kann man vernünftigerweise handeln.
Dabei ergibt sich ein weiterer Aspekt: warum eigentlich sollte sich die Konkurrenz auf eigene Kennzeichen beschränken, sie könnte ja nach einer Branchen-Domain greifen. Zum Beispiel: was bedeutet es für einen Sportwarenhersteller, wenn Adidas oder Nike sich um die Domain .sports bewerben würden? Hier muss man vorbereitet und sich bewusst sein, dass es die PreLaunch Dispute Resolution Procedures gibt, die Konkurrenten und der entsprechenden „Community“ einen Rechtsweg eröffnen, bevor eine neue Endung dem Bewerber zugesprochen wurde.
Dieses Beispiel deutet darauf hin, worum es derzeit bei den Vorbereitungen der Einführung neuer generischer Top Level Domains im Wesentlichen geht: Unternehmen, die ihre Rechte und zukünftigen Märkte schützen wollen, müssen zumindest den Überblick bewahren und gewappnet sein. Die Entwicklung der neuen Top Level Domains sollte nicht nur beobachtet und analysiert werden, sondern bereits jetzt ist es sinnvoll, Handlungsstrategien zu entwickeln, um fach- und sachgerecht eingreifen zu können, wenn eigene Belange betroffen sind. Das erfordert, gerade weil die aktuellen Vorgänge komplex und nicht leicht verständlich sind, zeitaufwändige Beschäftigung mit diesem Thema. Wenn man selbst keine Ressourcen für diesen Prozess zur Verfügung hat, kann es sinnvoll sein, professionelle Anbieter mit Expertise zu beauftragen. Deren gibt es nicht viele, aber Investitionen in deren Kompetenzen scheint das Mindeste zu sein, was man angesichts der anstehenden Marktverschiebungen tun kann, um handlungsfähig zu bleiben.