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Lobbyverband verlangt Millionen-Rabatt für Markenendungen (.brands)

Die Brand Registry Group (BRG), ein Lobbyverband für Marken-Endungen, hat die Internet-Verwaltung ICANN aufgefordert, auf Registrierungsgebühren in Millionen-Höhe zu verzichten. Sogenannte .brands könnten damit deutlich attraktiver werden.

Im Rahmen der TLD-Einführungsrunde 2012 hat ICANN erstmals die Bewerbung von .brands zugelassen. Darunter fallen Endungen wie .aol, .ferrari, .cartier oder .microsoft, bei denen die Domain-Endung mit einer häufig berühmten Marke identisch ist. Wann eine .brand vorliegt, regelt die sogenannte »Specification 13«; kennzeichnend ist neben der Markeneintragung vor allem, dass nur der Registry-Betreiber und mit ihm verbundene Unternehmen oder Markenlizenznehmer Domains unterhalb der .brand registrieren und zudem die mit der Domain verbundenen DNS-Einträge kontrollieren. Um ihre Markenrechte umfassend zu schützen, haben sich daraufhin hunderte von Unternehmen um »ihre« .brand beworben und diese auch erhalten, oft aber auch ohne jede Idee, was man damit tun soll. In der Praxis hat dies dazu geführt, dass unter zahlreichen .brands nur eine oder allenfalls eine Handvoll Domain-Namen registriert ist; zudem haben zahlreiche Marken-Endungen wie .adac, .linde oder .intel ihr Registry-Agreement mit ICANN schon wieder gekündigt, um die damit verbundenen Kosten einzusparen.

Für Abhilfe will nun die BRG sorgen. Mit Schreiben vom 04. Mai 2023 wandte sich Crews Gore, Präsident der BRG, an Sally Costerton, Interims-CEO von ICANN, und bat darum, die Fixgebühr von US$ 25.000,– jährlich sowie die Transaktionsgebühr von US$ 0,25 (Registrierung, Verlängerung oder Transfer einer Domain mit Marken-Endung) bei mehr als 50.000 registrierten Domain-Namen deutlich zu reduzieren. Gore regt an, die Fixgebühr auf US$ 5.000,– jährlich zu reduzieren für eine Registry, die über einen »established track record of de minimis DNS abuse« verfügt und maximal 5.000 Domains unter Verwaltung hat. Die Registry einer .brand kenne ihre Domain-Inhaber genau und habe ein hohes Maß an Kontrolle über die Verwendung von Domain-Namen in ihrem TLD-Bereich. Obwohl das Modell einer .brand hunderte oder tausende von Registrierungen zulässt, würden die meisten .brands durchschnittlich weniger als 50 Domains verwalten. Aufgrund der Größe und des geringen Risikoprofils dieser Endungen sei das aktuelle Gebührenmodell unangemessen. Dabei verweist Core auf vergleichbare Regelungen für Endungen wie .aero, .museum oder .coop; dort liege die jährliche Fixgebühr bei US$ 500,–, sofern weniger als 5.000 Domains registriert sind. Bei geschätzt aktuell rund 400 .brands würde dies für ICANN Mindereinnahmen von rund US$ 8 Mio. jährlich bedeuten. Im Gegenzug würden .brands für Unternehmen durch reduzierte Kosten jedoch wieder deutlich attraktiver, nicht zuletzt im Hinblick auf die nächste Einführungsrunde. Eine offizielle Stellungnahme von ICANN liegt bisher nicht vor.

Derweil nehmen die Arbeiten an den Details der kommenden Bewerbungsrunde für neue gTLDs Fahrt auf. Ein sogenanntes »small team« von Mitgliedern der Generic Names Supporting Organization hat mit Unterstützung von ICANN-Direktoren eine Reihe von Empfehlungen ausgearbeitet, die dem ICANN Board of Directors helfen soll, restliche Hürden wie ein Evaluierungsprogramm für Backend-Registrys, rundenbasierte Bewerbungen und Content-Policing aus dem Weg zu schaffen. Klarheit könnte es bereits beim 77. ICANN-Meeting geben, das vom 12. bis 15. Juni 2023 im US-amerikanischen Washington (D.C.) stattfindet.

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