nTLDs

Kostenlose nTLDs bei .xyz und .berlin

Die neuen Top Level Domains haben ein Problem: es gibt viele und die Registrierungszahlen sind mau. Mit Werbeaktionen versuchten daher .xyz und .berlin, Aufmerksamkeit zu erregen und Domains zu verkaufen. Aber ist das auch der richtige Weg zu langfristigem Erfolg?

Domain-King Rick Schwartz zieht, nachdem er einige Monate geschwiegen hat, eine erste Bilanz und stellt fest, dass zwar das Angebot an neuen Endungen vorhanden ist, aber die Nachfrage fehlt und die Registries nichts unternehmen, diese Nachfrage beim Endkunden zu wecken. Es reiche nicht, wenn allein Registries, Registrare und Domainer die neuen Endungen nutzen. Um dauerhaft erfolgreich und auch für Domainer interessant zu sein, zählen ordentliche Inhalte unter den Endungen. Diese Inhalte liefern die Endkunden. Die nehmen aber die neuen Endungen weitestgehend nicht an.

Da helfen auch keine Aktionen wie die von .xyz, wo Registrar Netsol Opt-Out-Registrierungen für seine Kunden vorgenommen und Domains in deren Portfolio verschoben hat, oder bei dotBerlin, wo .berlin-Domains für kleines oder überhaupt kein Geld vergeben wurden. So hat man durch Domain-Spekulanten für Wachstum gesorgt. Gerade bei .berlin zeugen die Zahlen von legitimen Missbrauch einer an sich gut gemeinten Promotion: Der Start der Endung war erfolgreich. Innerhalb weniger Tage lagen die Registrierungszahlen bei über 40.000 Domains. Dann stagnierten die Registrierungen. Mit günstigen Offerten von einigen Registraren wollte man die Zahl der Domain-Registrierungen kurzfristig verdoppeln. Zwei Registrare boten .berlin-Domains auch kostenlos an. Dies führte zu Registrierungen in Höhe von ca. 38.000 Domains durch DomCollect für Sedo und ca. 23.000 Domains der DomainProfi GmbH. Am 19. Juni 2014 vermeldete dotBerlin 138.000 Registrierungen. Am selben Tag wurden 3.933 Domain-Namen, die über Variomedia registriert waren, wieder gelöscht. Derzeit sind 135.755 .berlin-Domains registriert, von denen die Hälfte auf zwei Portfolios verteilt sind: DomainProfi und Sedo. Laut Joe Alagna von 101Domains, einem der Registrare, die .berlin umsonst angeboten hatten, will Sedo die Domains zum Verkauf anbieten und wird sicherlich unter Domain-Investoren Käufer finden, doch seien die Erneuerungsquoten bei solchen Aktionen ganz schlecht und Registrare wie Registries verdienen nichts daran. Zudem, so Alagna weiter, würden Endungen unter diesen Bedingungen leicht zur Spam-, Scam- und Phishingzone, was deren Reputation zerstöre. Langfristig seien günstige Domain-Angebote nichts für Endungen. Aber immerhin bedeute die Aktion von .berlin den Aufstieg auf Platz 2 der aktuellen nTLD-Rangliste.

Für Rick Schwartz ist der Ausverkauf der neuen Endungen durch .xyz und .berlin ein Bärendienst für alle neuen Endungen: Das erwecke den Eindruck, sie seien nichts wert, also gibt es sie umsonst. Zugleich werden die Marketingpläne anderer Anbieter damit in Schieflage gebracht. Laut Schwartz liegen derzeit 80 Prozent aller neuen Domains in Händen von Domain-Investoren. Das zeuge davon, dass derzeit die Registries auf Domain-Investoren angewiesen sind und nicht etwa umgekehrt: es gibt keine Notwendigkeit für Investoren, Domains unter den neuen Endungen zu registrieren. Deren Erfolg ist zur Zeit also noch hochspekulativ. Brad Mugford sieht die beiden Aktionen als Desaster an. Für .xyz rechnet er vor, dass die 162,869 .xyz-Registrierungen (Stand 19.06.2014) zu 87 Prozent (141,978 Domains) von Netsol stammen. Rechnet man dann noch reservierte Domains heraus, sind allenfalls 12 Prozent der .xyz-Domains (ca. 20.000) ordentliche Registrierungen. Ob die Kunden, denen die .xyz-Domains per Opt-Out ungefragt umsonst ins Domain-Protfolio eingestellt werden, diese annehmen und nach einem Jahr verlängern, darf man bezweifeln.

Die beiden genannten Aktionen werfen zumindest Licht auf den Stand der neuen Domain-Endungen. Interesse zeigen überwiegend Domain-Investoren, insbesondere wenn der Schnäppchenmodus eingeschaltet wird. Der Endkunde hält sich noch zurück. Doch der ist es, der den Erfolg der neuen Endungen ausmachen wird. Ihn zu gewinnen bedarf es mehr als Schnäppchenangebote – auch in Deutschland. Der Endkunde braucht für ihn sinnvolle Gründe, warum er eine Domain unter einer neuen Endung registrieren soll. Die müssen die Registries deutlich machen. Zur Zeit sind gerade 10 Prozent der neuen Endungen auf dem Markt. Für die weit überwiegende Zahl von neuen Endungen ist noch Zeit, dem Endkunden ihren jeweiligen Sinn und Gründe zu vermitteln und das Bedürfnis zu wecken, sich seine neue Domain zu registrieren.

N.B.: domain-recht.de ist ein Projekt der united-domains AG, die Kommanditist der dotBerlin GmbH & Co. KG ist.

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