nTLDs

ICANNs Interims CEO Costerton sucht die Balance zwischen Versuch und Perfektion

Potentielle Bewerber um eine neue generische Top Level Domain, aufgepasst: Sally Costerton, Interims-CEO der Internet-Verwaltung ICANN, will die Prüfungsprozesse im Rahmen des nTLD-Programms beschleunigen. Auf konkrete Informationen muss man aber warten.

Das Council der Generic Names Supporting Organization (GNSO), verantwortlich unter anderem für das »policy-development« innerhalb ICANNs, hatte für den 12. Januar 2023 zu einem Webinar geladen und konnte mit Sally Costerton einen prominenten Vertreter des Board of Directors begrüssen. Die Britin Costerton hat nach dem Rücktritt des Schweden Göran Marby als Präsident und CEO von ICANN im Dezember 2022 beide Ämter interimsmässig übernommen und gilt inzwischen als Favorit, diese Rollen auch in Zukunft auszuüben. Umso aufmerksamer wurden ihre ersten öffentlichen Äußerungen erwartet, die sich im Schwerpunkt mit den Ergebnissen der »Strategic Planning Session« der GNSO befassten, jedoch gegen Ende der rund 60-minütigen Veranstaltung eine Fragerunde vorgesehen hatten. Diese Gelegenheit packte Thomas Rickert, Rechtsanwalt aus Bonn und Mitglied der GNSO, beim Schopf. Er wies unter anderem darauf hin, dass die Frustration wachse, weil viele Prozesse bei ICANN zu lange dauern würden. Selbst die vergleichsweise schwerfällige EU habe beim WHOIS rascher eine gesetzliche Lösung gefunden als ICANN. Vor allem das »Operational Design Assessment« (ODA) sei so komplex geworden, dass man sich selbst im Wege stünde. Im Bezug auf die Einführung neuer Domain-Endungen steht das ODA am Ende einer Testphase und soll erstmals eine »proposed implementation timeline« enthalten.

Dem pflichtete Costerton ausdrücklich bei:

»I so want to say you’re absolutely right, Thomas, I completely agree with you 100%. We should just get it done. Good is good enough. Perfect is the enemy of the good – I like that expression. I think it very often is.«

Sie wies jedoch auch auf die Notwendigkeit hin, die Balance zu finden zwischen einem »Well, let´s try. Let´s see how far we get« und »having that framework that protects us«. Wenn man etwas implementiere, muss es eine gute Chance haben – und nicht das Risiko in sich tragen, in Grund und Boden verklagt zu werden. Es gelte, den Sinn für Optimismus und für Pragmatismus zu kombinieren. Wie sie diese Ziele konkret bezogen auf das nTLD-Programm umsetzen möchte, sagte Costerton allerdings nicht. Sie gab aber an, die Hinweise von Rickert innerhalb ICANNs weiterleiten zu wollen. Dazu dürfte die GNSO ohnehin drängen, denn das Council hat angekündigt, ICANN schriftlich auffordern zu wollen, die Empfehlungen für eine »new gTLD policy« dem »SubPro Final Report« endlich umzusetzen.

Wann verbindliche Entscheidungen fallen, ist derzeit aber weiterhin offen. Sicher ist, dass es eine weitere nTLDs-Einführungsrunde geben wird; alles weitere ist unklar. Die Arbeiten am neuen Bewerbungshandbuch haben deshalb noch nicht begonnen. Die Öffnung des Bewerbungsfenster wird daher aktuell frühestens für das Jahr 2024 erwartet, realistischer Weise eher später.

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