nTLDs

ICANN plant für die kommende Einführungsrunde neuer Internet-Endungen eine Testphase

Die Internet-Verwaltung ICANN hat die Tür zur nächsten Einführungsrunde für generische Top Level Domains ein Stück weit aufgestossen: im Rahmen einer Operational Design Phase (ODP) sollen Informationen für die Praxis gesammelt werden. Einen Starttermin gibt es aber noch nicht.

Nach fünfjähriger Auswertung der Einführungsrunde im Jahr 2012 hat die von ICANN eingesetzte »New gTLD Subsequent Procedures PDP Working Group« im Januar 2021 ihren Abschlussbericht veröffentlicht und über die Generic Names Supporting Organization (GNSO) dem ICANN-Vorstand zur weiteren Entscheidung vorgelegt. Obwohl eine Vielzahl von Änderungen empfohlen werden, steht bereits jetzt fest, dass es weiterhin ein Bewerberhandbuch geben wird, das den Rahmen für das Einführungsverfahren vorgibt. Das »Applicant Guidebook« wird mindestens vier Monate vor Öffnung des Bewerbungsfensters in seiner Endfassung veröffentlicht. Das Bewerbungsfenster soll dann zwischen 12 und 15 Wochen geöffnet sein. Für .brands sollen Sonderregeln gelten, auch wenn unklar ist, ob überhaupt eine Nachfrage nach weiteren Markenendungen besteht; rund 100 zurückgezogene .brands seit 2012 lassen eher das Gegenteil vermuten. Für Beschleunigung soll zudem sorgen, dass sich Back-End-Registries schon vor Öffnung des Bewerbungsfensters zertifizieren lassen können, was die Delegierung und Inbetriebnahme einer neuen gTLD beschleunigen soll.

Doch seit März 2021 wurde es bei ICANN öffentlich um das Thema nächste Runde wieder still. Umso mehr lässt die Meldung aufhorchen, die Karen Lentz, Vice President Policy Research and Stakeholder Programs, am 26. Juli 2021 veröffentlicht hat. Demnach will man das im Zuge der WHOIS-Reform eingeführte Konzept der Operational Design Phase (ODP) auf die nächste Einführungsrunde übertragen. ICANN möchte so die möglichen Auswirkungen neuer Regelungen testen, zumal man sich nicht nur mit den 100 Empfehlungen der Arbeitsgruppe befasst hat, sondern auch solchen Themen, bei denen sich bisher kein einheitliches Bild ergeben hat; das könnte sich in der ODP ändern. Parallel hat man bei ICANN geprüft, welche »skill sets, time, systems, and financial considerations« für eine solche ODP erforderlich wären. Letztlich geht es also um zusätzliche Informationsgewinnung in Bezug auf »analysis of the operational impact in terms of risk, anticipated costs, resource requirements, potential timelines, and other matters related to implementing the Final Report recommendations«, wobei die ODP bereits bestehende Mechanismen nur ergänzen und nicht ersetzen soll. Konkreter wird Lentz allerdings nicht; insbesondere macht sie keinerlei Angaben zum zeitlichen Horizont der ODP oder gar dem Datum der Öffnung des nächsten Bewerbungsfensters.

Als untrügliches Zeichen, dass eine Einführungsrunde nicht nur graue Theorie bleibt, gilt ein Online-Seminar, zu dem die Lobby-Gruppe Internet Commerce Association (ICA) für 04. August 2021 eingeladen hat. Das Panel ist mit Jeff Neuman, Jothan Frakes und Phil Buckingham hochkarätig besetzt. Die Einladung verspricht „guidance on the next application round including an examination of material changes, expected timing and operations within the broader ecosystem“. Allerdings sollte man sich keine Hoffnung auf sensationelle Neuigkeiten machen. Es gibt nach wie vor keinerlei Anzeichen dafür, dass man sich vor dem Jahr 2023 um eine neue generische Top Level Domain bewerben kann. Die Zeit bis dahin kann man aber nutzen und prüfen, ob eine Bewerbung Sinn macht und welche Pläne und Strategien man mit der eigenen Endung verfolgt.

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