Die Internet-Verwaltung hat .mobily aus dem Domain Name System geworfen: aus nicht näher genannten Gründen wird sowohl die Endung als auch ihr IDN-Pendant so bald wie möglich aus der Root Zone gelöscht.
Auf den ersten Blick liest sich die Historie von .mobily nicht ungewöhnlich. Die in Bahrain ansässige GreenTech Consultancy Company W.L.L. hatte sich im Jahr 2012 um die Endung als auch die internationalisierte arabische Variante, die sich in lateinischen Zeichen mit .xn--mgbb9fbpob übersetzt, beworben und den Zuschlag erhalten. Am 18. Dezember 2015 wurde .mobily delegiert; wie bei vielen anderen Markenendungen auch wurde jedoch mit Ausnahme der obligatorischen nic.mobily keine weitere Domain registriert. Was schon damals stutzig hätte machen müssen: im arabischen Raum bietet eigentlich das saudi-arabische Telekommunikationsunternehmen Etihad Etisalat Co. unter dem Markennamen »Mobily« Festnetz-, Mobiltelefonie- und Internetdienste an. Zwar weist die Bewerbung auf die Verbindung zu Etihad Etisalat Co. hin, schweigt sich über Details aber aus. Die Unternehmenswebsite unter greentechwll.com wirkt zudem wenig professionell und nennt ebenfalls keine Details, was man mit .mobily vorhat. Nach Recherchen des Domain-Bloggers Kevin Murphy teilt die GreenTech Consultancy Company W.L.L. aber zahlreiche Unternehmensdaten mit dem Greentech Pizzeria Restaurant – gleiche Geschäftsleitung, gleiche Adresse, gleiche Handelsnummer.
Im Dezember 2016 fiel die Registry bei ICANN zum ersten Mal negativ auf, als sie wegen Nichtzahlung von Gebühren abgemahnt wurde. In der Folge kam es zu einem Mediationsverfahren, zu dessen Details sich ICANN aber ausschweigt. Offenbar war zuvor geplant gewesen, .mobily auf die MobileDots WLL zu übertragen, was jedoch scheiterte. Daraufhin kündigte die GreenTech Consultancy Company W.L.L. im Mai 2019 den Registry-Vertrag, woraufhin MobileDots WLL intervenierte und die Übertragung der neuen Endung verlangte. ICANN lehnte dies ab, woraufhin GreenTech gerade einmal vier Tage vor Löschung die Kündigung wieder zurückzog. Doch ICANN hat offenbar genug: mit Schreiben vom 05. September 2019 teilte die Internet-Verwaltung mit, dass man das Registry-Agreement beende; dabei stützt man sich auf »certain provisions set forth in the previously agreed-upon confidential terms between ICANN org and GreenTech«, ohne diese näher zu benennen. Da ICANN in einem anderen Schreiben erwähnt, auf der Bezahlung offener Gebühren weiterhin zu bestehen, darf man jedoch vermuten, dass die ausstehende Zahlung einer der Gründe ist.
Ein schwacher Trost mag sein, dass .mobily alles andere als allein steht. Gleich 13 weitere Markenendungen haben sich im Juli und im August 2019 freiwillig aus dem Domain Name System zurückgezogen: .ladbrokes (Ladbrokes International PLC), .warman (Weir Group IP Ltd.), .cartier, .piaget (beide Richemont DNS Inc.), .chrysler, .dodge, .mopar, .srt, .uconnect (alle FCA US LLC), .movistar, .telefonica, (beide Telefónica S.A.) .liason (Liaison Technologies Inc.) und .lancome (L’Oréal) haben sämtlich den Registry-Vertrag mit ICANN gekündigt. Zur Begründung verweisen sie auf Section 4.4 (b) des Registry-Agreements, das eine jederzeitige Kündigung unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von 180 Tagen gestattet. Weitere Gründe nennt keiner der Rückzieher. Der schweizer Luxusgüterkonzern Compagnie Financière Richemont hatte sich zuvor schon von .iwc, .chloe und .montblanc getrennt sowie die beiden erfolgreichen Bewerbungen um .mrporter und .netaporter noch vor Unterzeichnung des Registry-Vertrages zurückgezogen. Auch der Kosmetikhersteller L’Oréal hat nur noch die Markenendung .lancome im Portfolio, daneben aber die generischen Endungen .beauty, .hair, .makeup und .skin, auch wenn man davon kaum Gebrauch macht. Insgesamt steigt die Zahl der gekündigten .brands damit auf 66.