nTLDs

ICANN gibt den Startschuss für die nächste Einführungsrunde

Die Internet-Verwaltung ICANN hat beschlossen, den Implementierungsprozess für die nächste Runde zur Einführung neuer generischer Top Level Domains zu starten. Als nächster Meilenstein gilt der 01. August 2023.

Über zehn Jahre sind inzwischen vergangen, seit die Netzverwaltung ICANN im Jahr 2012 zuletzt Bewerbungen um eine neue generische Top Level Domain akzeptiert hat. Spätestens seit dem 12. Juni 2022 steht fest, dass es eine weitere Einführungsrunde für neue Domain-Endungen geben wird. Damals beschloss ICANN, ein Marketing-Budget in Höhe von mindestens US$ 500.000,– freizugeben, das allein das Vorfeld der Öffnung des Bewerbungsfensters umfassen soll. Anlässlich des 76. ICANN-Meetings, das vom 11. bis 16. März 2023 im mexikanischen Cancún stattfand, ging ICANN noch einen Schritt weiter. Das Board of Directors übernahm 98 Empfehlungen aus dem »New gTLD Subsequent Procedures Policy Development Process Final Report« und gab damit den offiziellen Startschuss für den Implementierungsprozess zur Einführung neuer generischer Top Level Domains. Als Teil des Beschlusses wies das Board die Mitarbeiter an, einen »comprehensive implementation plan, including a work plan, information for the infrastructure design, timelines, and anticipated resource requirements to achieve the necessary work« vorzulegen, und zwar bis spätestens 01. August 2023. Um Missverständnisse auszuschließen: der Beschluss bedeutet nicht, dass das Bewerbungsfenster bereits im August diesen Jahres geöffnet wird; es bedeutet nur, dass bis dahin ein »comprehensive implementation lan« vorliegen soll, wobei der 01. August 2023 nicht in Stein gemeisselt ist. Aber dass es ICANN ernst meint, zeigt der weitere Beschluss, ein Budget von US$ 9 Mio. für den Implementierungsprozess festzulegen; die Mittel stammen aus der letzten Einführungsrunde 2012.

Als positiver Fortschritt gilt weiter, dass sich im Streit um sogenannte »closed generics« eine Lösung abzeichnet. Aufgrund ihrer allgemein-beschreibenden Natur bestehen an Begriffen wie .blog, .cloud oder .music in der Regel keine Kennzeichenrechte; dennoch planten nTLD-Bewerber, sie exklusiv für sich selbst zu nutzen und keine freie Registrierung von Second Level Domains zuzulassen. In seinem »Peking-Kommuniqué« aus dem Jahr 2013 empfahl das Governmental Advisory Committee (GAC) deshalb, dass der Betrieb solcher Endungen öffentlichen Interessen dienen muss. Das wiederum führte dazu, dass viele Bewerbungen zurückgezogen wurden. Jetzt rudert das GAC vorsichtig zurück und schreibt in seinem aktuellen »Cancún-Kommuniqué«:

»While the GAC continues to be committed to the facilitated dialogue, no policy option, including the prohibition of Closed Generics, should be excluded if no satisfactory solution is found. In any event, any potential solution would be subject to the GAC’s consensus agreement.«

Dass »closed generics« damit ohne Einschränkungen zugelassen werden, lässt sich dem Kommuniqué aber nicht entnehmen; festzuhalten ist lediglich, dass der Dialog fortdauert und ein generelles Verbot nicht mehr zwingend ist.

Unklar ist, wann dieser Dialog mit dem GAC stattfindet und abgeschlossen sein soll. Eine Öffnung des Bewerbungsfensters noch in diesem Jahr ist schon deshalb als ausgeschlossen zu betrachten; selbst im günstigsten, Fall geht es frühestens im Jahr 2024 los.

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