nTLDs

Die Afilias-Übernahme führt zu Hickhack unter den .hotel-Bewerbern

Drohende Schlappe für den Investor Domain Venture Partners PCC Limited und seine Tochtergesellschaft DotHotel Limited: in einem Schiedsverfahren um die Übernahme von Afilias durch den Finanzinvestor Ethos Capital hat ein ICANN-Ausschuss für Klageabweisung votiert.

Ende 2020 hatte die US-amerikanische Donuts Inc., mit über 240 verwalteten Domain-Endungen die größte nTLD-Registry der Welt, mitgeteilt, die .info-Verwalterin Afilias Inc. zu einem öffentlich bisher unbekannten Kaufpreis übernommen zu haben. Auf diesem Weg übernimmt Donuts die rund 20 Millionen von Afilias verwalteten Domains und katapultierte sich somit auch in dieser Kategorie in eine neue Liga. Ungewöhnlich war, dass das ICANN-Board seine formal notwendige Zustimmung am 17. Dezember 2020 erteilen wollte, dann jedoch kurzfristig mitteilte, keine Entscheidung getroffen zu haben. Dennoch gab Afilias am 29. Dezember 2020 bekannt, dass die Übernahme abgeschlossen sei. Am 05. Januar 2021 folgte noch eine knappe Anmerkung von ICANN:

The Chair stated that the Afilias change of control approval request has been discussed by the Board, and that the ICANN President and CEO, or his designee(s), has the support of the Board to move forward on the request.

Mit dieser dürren Erklärung wollten sich Domain Venture Partners und DotHotel Limited nicht zufrieden geben, und reichten daher am 04. Februar 2020 ein »Request for Reconsideration« ein, um eine ausführliche Begründung zu erhalten. Vor allem aber ging es um eines: die Endung .hotel. Mit der Übernahme von Afilias hat Donuts die Kontrolle über zwei der ursprünglich sieben Bewerbungen, darunter jene der Hotel Top-Level-Domain S.a.r.l (HTLD), die als beschränkt registrierbare Community-Endung schon auf dem Weg zur Delegierung schien, bis das Schiedsgericht des International Centre For Dispute Resolution die Einführung vorläufig stoppte.

Soweit Domain Venture Partners versucht hat, über das »Request for Reconsideration« die Bewerbung von HTLD um .hotel zu verhindern, wird es aber beim Versuch bleiben. Am 16. April 2021 traf sich das Board Accountability Mechanisms Committee (BAMC) von ICANN, um die Beschwerde zu prüfen. Dabei stellte das BAMC fest, dass die Beschwerdeführer durch die angegriffene Enscheidung in ihren Rechten nicht nachteilig betroffen (»adversely affected«) sind:

nothing in the Applicant Guidebook prohibits a gTLD applicant from maintaining both a community application and a standard application.

Darüber hinaus sei die Behauptung, ICANN werde zustimmen, dass HTLD .hotel als »open registry« betreibe, rein spekulativ. Dies unterstelle eine künftige Untätigkeit (»inaction«), sollte ICANN etwa nicht darauf drängen, dass HTLD die erst noch abzuschliessenden vertraglichen Vereinbarungen einhält. Vor allem aber gelte:

even if it ever came to pass, has nothing to do with the action that Request 21-1 challenges – the approval of the Afilias change of control request.

Schließlich sei der Vorgang nicht mit der Verweigerung der Zustimmung zur Übernahme der .org-Registry PIR durch Ethos Capital zu vergleichen. Das BAMC empfiehlt daher, die Beschwerde nach summarischer Prüfung zurückzuweisen.

Formal liegt es nun wieder am ICANN Board of Directors, der Empfehlung zu folgen oder zu einem anderen Ergebnis zu gelangen. Letzteres gilt jedoch als praktisch ausgeschlossen. Für HTLD und .hotel bedeutet das, dass man der Einführung wieder ein gutes Stück näher gerückt ist. Eine Delegierung noch in diesem Kalenderjahr dürfen jedoch nur kühne Optimisten erwarten.

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