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Demand Media schiesst gegen GAC quer

Das im Zuge des ICANN-Meetings in Peking veröffentlichte Kommuniqué des Governmental Advisory Committee (GAC) sorgt auch noch nach Wochen für Aufregung: Demand Media Inc., Bewerber um dutzende neue Top Level Domains, warnte die Internet-Verwaltung, auf die GAC-Forderungen einzugehen.

Um 26 eigene und 107 gemeinsam mit Donuts betriebene Domain-Endungen hat sich United TLD Holdco Ltd., eine Tochtergesellschaft von Demand Media, bei ICANN beworben. Und ganz offenbar sieht man diese Bewerbungen nun durch das GAC-Kommuniqué vom 23. April 2013 schwer gefährdet: in einem sechsseitigen Schreiben an ICANN wehrt sich das Unternehmen vor allem gegen die vom GAC geforderten Sicherungsmaßnahmen (»safeguards«), die sich auf ganze Kategorien von Bewerbungen stürzen und damit praktisch für alle Top Level Domains mit Ausnahme markenbezogener Endungen klare Regeln fordern, die einen Missbrauch ausschliessen; hierzu zählen insbesondere WHOIS-Verifizierung und -Prüfung, Eindämmung von missbräuchlichen Aktivitäten, Sicherheitsprüfungen und die Verhängung von Sanktionen bei Regelverstössen. Zwar bekenne man sich zu all diesen Zielen; das GAC solle jedoch nicht vorschreiben können, wie sie in jedem Einzelfall für jede TLD umzusetzen sind.

Am kritischsten sieht Demand Media, dass nunmehr nachträglich Anforderungen an eine neue Top Level Domain gestellt werden sollen, die zum Zeitpunkt der Bewerbung gar nicht bekannt waren. Aus generischen Endungen wie .cam, .dance oder .engineer wird so zum Beispiel faktisch eine sponsored TLD, die lediglich einem begrenzten Kreis von Personen offensteht. Solche Regelungen seien auch praktisch nicht umsetzbar, da im Zuge der Registrierung nicht geprüft werden könne, wofür zum Beispiel eine .engineer-Domain genutzt werde, zumal nicht für alle Kategorien eine Aufsichtsbehörde existiere. Geist und Inhalt des Kommuniqués widerspräche schließlich dem basisdemokratischen, auf Einbeziehung verschiedener Interessengruppen und Ausgleich gerichteten Modell von ICANN; würde ICANN diese vom GAC geforderten Maßnahmen umsetzen, würde man sogar selbst jede Legitimation verlieren.

Die Sorge scheint nicht unberechtigt: wie die GAC-Vorsitzende Heather Dryden in einem Interview mit ICANNs Mediendirektor Brad White betonte, erwarte man, dass die Hinweise des GAC vollumfänglich umgesetzt würden. Derzeit sehen die Statuten von ICANN zwar vor, dass die Hinweise des GAC nicht verpflichtend sind; ein bloßes »Dankeschön für Ihre Meinung« werde das GAC aber nicht akzeptieren. Selbst ein Ausscheren einzelner Länder aus dem GAC schloss Dryden für diesen Fall nicht aus. Hatte ICANN bisher angekündigt, die GAC-Thematik bis Anfang Juni 2013 abschließend zu besprechen, sieht der aktualisierte Fahrplan bereits Ende Juni 2013 vor. Ob dann noch genügend Zeit bleibt, um vor dem für 14. bis 18. Juli 2013 angesetzten ICANN-Meeting in Durban praxisnahe Lösungen mit allen anderen Beteiligten zu diskutieren, ist mehr als zweifelhaft. Erneut sieht alles danach aus, dass sich der Zeitplan zur Einführung neuer globaler Top Level Domains verzögert; mit den ersten neuen Domain-Endungen noch in diesem Jahr ist daher zumindest für den Massenmarkt wohl kaum noch zu rechnen.

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