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Das Schiedsverfahren um .web tritt in die finale Phase

Der seit Jahren schwelende Streit um die Zukunft der neuen generischen Domain-Endung .web tritt in die finale Phase: ab dem 03. August 2020 beginnt die virtuelle Anhörung vor dem Schiedsgericht des International Centre for Dispute Resolution (ICDR).

Im November 2018 hatte Afilias Domains No. 3 Limited, unterlegene Bewerberin um .web, ein »Independent Review Process«-Schiedsverfahren (IRP) gegen die Internet-Verwaltung ICANN eingeleitet. Darin führt Afilias aus, weshalb ICANN bei der Vergabe von .web an den Registry-Neuling Nu Dot Co LLC gegen eigene Statuten verstoßen habe und deshalb vom weiteren Bewerbungsverfahren hätte ausgeschlossen werden müssen. Zentraler Vorwurf ist, dass Nu Dot Co mit der .com-Registry VeriSign Inc. einen finanzstarken Partner im Rücken hatte, der das (am Ende siegreiche) Auktionsgebot von US$ 135 Mio. überhaupt erst möglich gemacht hat, dessen Beteiligung jedoch nicht offengelegt wurde. In einer ersten Reaktion auf dieses IRP-Verfahren hatte sich ICANN verpflichtet, von allen Maßnahmen abzusehen, die auf eine Delegierung von .web abzielen; daher ist .web bisher weder in die Root Zone eingetragen, noch gibt es einen konkreten Termin, ab dem die ersten .web-Domains registrierbar sind. Zuletzt wurde bekannt, dass sich VeriSign über einen »amicus curiae«-Schriftsatz zu Gunsten von ICANN an dem Verfahren beteiligt hat.

Ob das den gewünschten Erfolg hat, wird sich ab dem 03. August 2020 zeigen. Anlässlich des sogenannten »earnings call«, einer Telefonkonferenz mit Investoren, gab VeriSign am 24. Juli 2020 bekannt:

[…] a final hearing is currently scheduled to begin on August 03 in the Independent Review Process or IRP that affiliates initiated in November 2018.

Die Anhörung findet via Videokonferenz statt. VeriSign selbst ist zwar nicht Partei des Schiedsverfahrens, hat aber das Recht erhalten, in begrenztem Umfang teilzunehmen, hauptsächlich durch schriftliche Stellungnahmen. Bis wann das Schiedsgericht seine Entscheidung dann trifft, ist derzeit offen. Während es in der Auseinandersetzung um .amazon nur einige Wochen nach der Anhörung zu der Verkündigung kam, hat es in anderen Fällen mehrere Monate gedauert. Dass die ersten .web-Domains noch in diesem Jahr registriert werden können, ist also unwahrscheinlich, erst Recht in Zeiten einer weltweiten Pandemie.

Wie das Schiedsgericht entscheiden wird, lässt sich nicht seriös vorhersagen. Afilias macht unter anderem geltend, dass VeriSign mit den Einnahmen aus .com verhindern will, dass .web mit einer erfahrenen Registry zu einem ernsthaften Konkurrenten heranwächst. VeriSign hingegen hat ausgeführt, erst 2015, mithin drei Jahre nach Einreichung der .web-Bewerbung, vereinbart zu haben, dass man Nu Dot Co unterstützen wird. Ausserdem behauptet Verisign, dass Afilias selbst eine »blackout period« wenige Tage vor der öffentlichen Auktion verletzt habe. Details der gewechselten Schriftsätze sind auf der ICANN-Website für jedermann öffentlich einsehbar.

  1. RA Florian Hitzelberger

    Sehr geehrter Leser,

    in der Tat, aber leider können wir nichts Neues berichten. Von offizieller Seite wurde bisher nichts verlautbart, und auch sonst ist von der Anhörung noch nichts nach außen gedrungen. Wir werden Sie aber auf jeden Fall hier im Blog als auch im Newsletter auf dem aktuellne Stand halten!

    Mit freundlichen Grüßen,

    Florian Hitzelberger
    Team domain-recht.de

    Antworten
  2. malakai

    Gibt es denn hierzu ein Update? Der 3. August ist schon eine Weile her :-)

    Antworten

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