RFC

John Klensin unterbreitet Vorschläge zur Änderung des Domain Name Systems

Ist das Domain Name System (DNS) in die Jahre gekommen und gehört es ersetzt? Diese Frage wirft der renommierte US-Informatiker John Klensin in seinem neuen »Request for Comment« (RFC) 8324 auf. Zum Schwanengesang auf das DNS besteht aber keinerlei Anlass.

Über 30 Jahre ist es her, seit Paul Mockapetris die Grundzüge des DNS entwickelte und damit das technische Rückgrat des gesamten Internets schuf. Das DNS und die entsprechenden Übertragungsprotokolle sorgen bis heute dafür, dass Informationspakete dort ankommen, wo sie sollen. In den letzten Jahre hat Klensin jedoch ein wachsendes Bedürfnis beobachtet, das DNS um neue und erweiterte Dienste zu ergänzen, so zum Beispiel die Unterstützung von IPv6 oder die Einführung von internationalisierten Domain-Namen. Differenzen zwischen der Architektur und den an sie gestellten Anforderungen machen es nunmehr nötig, in Zukunft nicht mehr am DNS herumzudoktern, sondern grundlegend zu überarbeiten. Klensin betont, mit dem RFC 8324 kein »neues« DNS vorschlagen zu wollen; es gehe ihm vielmehr darum, dessen Grenzen aufzuzeigen und die Diskussion über ein Re-Design oder eine Alternative anzustoßen.

Als Beispiele für Grenzen benennt Klensin die fehlende Unterstützung für »multi-type queries« oder eine fehlende Unterscheidung zwischen Gross- und Kleinbuchstaben (»case sensitivity«). Zudem müssten seiner Meinung nach Begriffe, die das selbe meinen, auch in Domain-Namen identisch dargestellt werden, wie zum Beispiel »colour« und »color«. Des Weiteren verdiene der Datenschutz bei DNS-Abfragen (»query privacy«) mehr Gewicht, da der Datenverkehr mit dem DNS-Server im Klartext abgewickelt wird und damit Informationen über Interessen und Kontakte des Abfragenden offenlege. Über ein Dutzend solcher Beispiele zählt Klensin auf, und erinnert auch daran, dass so praktische Dienste wie ein »inverse lookup requirement«, also eine Rückwärtssuche zu Domain-Namen beispielsweise aufgrund einer eMail-Adresse oder Postanschrift, nicht implementiert wurden. Adressat dieser Überlegungen ist ausnahmsweise nicht die Internet-Verwaltung ICANN, sondern die Technik-Community, insbesondere die Internet Engineering Task Force (IETF); von dort gibt es bisher jedoch noch keine Stellungnahme, ob man sich der von Klensin angestossenen Debatte anschliesst oder sie ungehört verhallen lässt.

Die Frage, ob das System der Domain-Namen schon in einigen Jahren technologisch überholt sein wird, ist fast so alt wie das DNS. Auch ist eine seriöse Aussage, wohin sich die Technik in 10, 20 oder 50 Jahren entwickelt, gerade bei einem Medium wie dem Internet kaum möglich. Dennoch: je mehr Menschen am Internet teilhaben können, desto notwendiger ist es, durch eine klare Struktur die unübersichtliche und chaotische Menge an Informationen zu ordnen, um sie nutzbar zu machen. Ein Adresssystem ist also unumgänglich, denn es muss möglich sein, ein bestimmtes Angebot gezielt ohne Umweg ansteuern zu können. Weder Apps noch Soziale Netzwerke können Domains ersetzen, weil sie letztlich ein geschlossenes System darstellen. Wenn Facebook den Account eines Kunden sperrt oder Google ein Webangebot nicht mehr in seinem Suchindex listet, ist kein Informationsfluss mehr möglich; die eigene Domain mit eigener Website sichert daher Unabhängigkeit. Das System der Domain-Namen wird uns wohl noch lange erhalten bleiben.

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