GNSO

Der Transfer von Domains soll zukünftig leichter werden

Das Verfahren zur Übertragung von Domain-Namen steht vor einer grundlegenden Reform: geht es nach einem Vorschlag der Generic Names Supporting Organization (GNSO), würde ein Transfer wohl deutlich schneller, aber möglicherweise auch riskanter.

Seit ihrem Inkrafttreten am 12. November 2004 regelt die Transfer Policy, vormals bezeichnet als Inter‐Registrar Transfer Policy (IRTP), das Verfahren zum Umzug einer Domain vom alten abgebenden Registrar zu einem neuen aufnehmenden Registrar. Das Verfahren hat mehrfach Änderungen erfahren, unter anderem im Zuge der Einführung der »Temporary Specification for gTLD Registration Data« (»temp spec«), die aufgrund der Vorgaben der Datenschutzgrundverordnung notwendig geworden ist. Aktuell läuft der Transfer einer Domain von einem Registrar zum anderen, vereinfacht ausgedrückt, in folgenden drei Schritten ab:

  • Der Domain-Inhaber kündigt seinen Registrierungsvertrag beim abgebenden Registrar und fordert den sogenannten »Auth-Code« an, den er sodann an den aufnehmenden Registrar übermittelt.
  • Der aufnehmende Registrar verifiziert diese Transfer-Anfrage und leitet den Transfer ein.
  • Der abgebende Registrar informiert den Domain-Inhaber über die Transfer-Anfrage und räumt ihm eine Frist von bis zu 5 Tagen ein, um den Transfer abzubrechen.

Im Auftrag von ICANN hat die GNSO die Transfer-Policy nun überprüft und in ihrem Initial Report on the Transfer Policy Review Policy Development Process – Phase 1(a), der auf den 29. April 2022 datiert und bisher nur als Entwurf vorliegt, 22 mögliche Änderungen vorgeschlagen. Die erste Änderung betrifft einen Verzicht auf das »Form of Authorization«. Bis die DSGVO alle Regelungen über den Haufen warf, mussten sowohl der abgebende als auch der aufnehmende Registrar das FAO an den Kontakt senden, der im WHOIS-System angegeben war. Da die Person des Domain-Inhabers im WHOIS jedoch nicht mehr sichtbar ist, soll auf diesen (bisher pausierten) Schritt künftig verzichtet werden. Des Weiteren soll der abgebenden Registrar den Domain-Inhaber binnen zehn Minuten nach Eingang einer Transferanfrage hierüber informieren; eine weitere Mitteilung soll binnen 24 Stunden nach Vollzug des Domain-Transfers erfolgen. Damit würde der Transfer erheblich beschleunigt. Um den Kunden zu schützen, sollen in Zukunft alle Domains innerhalb von 30 Tagen nach Registrierung oder Transfer verpflichtend »gelockt« werden; gestohlene Domains können also nicht rasch weiterübertragen werden. Ferner sollen Begriffe vereinheitlicht werden; der bisherige »Auth-Code« würde damit zum »Transfer Authorization Code« (TAC).

Wichtig zu wissen ist, dass etwaige Änderungen im Transfer-Verfahren grundsätzlich nur für Domain-Namen unter generischer Domain-Endung gelten. Für ccTLD-Registries wie DENIC, Nic.at und SWITCH ergäbe sich unmittelbar also keine Änderung; es steht ihnen aber frei, ihre Verfahren im Sinne einer globalen Vereinheitlichung anzupassen. Der Entwurf des GNSO-Report selbst ist Gegenstand der Vorbereitungen auf das 74. ICANN-Meeting, das vom 13. bis 16. Juni 2022 im niederländischen Den Haag stattfindet. Sollte er – möglicherweise mit zahlreichen Modifikationen – verabschiedet werden, wird eine Phase der öffentlichen Auslegung folgen, so dass alle Interessensgruppen noch Gelegenheit zur Stellungnahme erhalten.

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