Das Genfer Schiedsgericht der World Intellectual Property Organization (WIPO) hat auch im vergangenen Jahr seinen Kampf gegen Cybersquatting überaus erfolgreich fortgesetzt: fast 1.200 neue Verfahren bedeuten gegenüber dem Vorjahr einen Zuwachs um 6,6 Prozent und in den meisten Fällen setzten sich die Inhaber von Marken durch.
Seit Inkrafttreten der Uniform Domain Name Dispute Resolution Policy (UDRP) im Dezember 1999 gingen allein bei der WIPO, die neben dem National Arbitration Forum (NAF) als bedeutendste Domain-Schiedsstelle weltweit gilt, über 7.000 Klagen aus 124 Ländern ein, in denen insgesamt um über 12.500 Domain-Namen gestritten wurde. Im letzten Jahr waren es am Tag durchschnittlich 3,4 neue Anträge von Markeninhabern, die sich meist in offensichtlichen Fällen gegen Cybersquatter zur Wehr setzten. Zu den bekanntesten Opfern zählen weltbekannte Marken wie Yahoo, Kazaa und BMW; verstärkt ins Interesse gerückt sind daneben aber vor allem Prominente wie JK Rowling, Eminem, Spike Lee und Ronaldhino, die sämtlich gegen Rechtsverletzer gewannen. Interessant ist dabei der seit einiger Zeit zu beobachtende Trend, dass die WIPO-Schiedsrichter den Anwendungsbereich der UDRP gerade bei Prominenten trotz fehlender Markenrechte auf Grundlage von »common law rights« ausdehnen.
Die WIPO-Entscheidungen fielen ohnehin sehr markenfreundlich aus: in über 80 Prozent aller Fälle obsiegte der Markeninhaber. Diese hohe Quote mag ihre Ursache in der Natur des Verfahrens haben, setzt es doch Markenrechte zwingend voraus. Gleichwohl kritisieren Experten, dass das Pendel im Zweifel eher zugunsten der Markeninhaber ausschlägt. Den Löwenanteil der WIPO-Verfahren bilden übrigens .com-Domains, was deren Dominanz unterstreicht. Dennoch scheint der Vormarsch der cc-TLDs unaufhaltsam: mit insgesamt 70 Verfahren um Domains wie ebay.ie und hotmail.com.ph nahmen die Auseinandersetzungen um Länderkürzel um satte 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu obwohl die UDRP weder für .de noch für .uk gilt, die zahlenmässig die stärkste ccTLD-Gruppe weltweit bilden.
Für die Zukunft setzt die WIPO vor allem auf ihre Multinationalität: dank einer reichhaltigen Auswahl an 400 »Schiedsrichtern« aus über 50 Ländern sind selbst Domain-Streitigkeiten in Koreanisch, Russisch oder Norwegisch kein Problem.