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Grundsatz der Netzneutralität wackelt

Der Grundsatz der Netzneutralität wackelt: geht es nach dem Willen der beiden US-amerikanischen Telekommunikationsunternehmen Google und Verizon, ist mit der neutralen Übermittlung von Daten im Internet Schluss. Für Domain-Namen sind die Folgen unabsehbar.

„Telekom-Unternehmen wollen Netzneutralität kippen“ – bedrohlich wirken die Schlagzeilen, die in der vergangenen Woche aus den USA nach Deutschland geschwappt sind. Und es geht um einiges: Netzneutralität bedeutet, dass Internet Service Provider (ISPs) Datenpakete von und an ihre Kunden unverändert und gleichberechtigt transportieren, unabhängig davon, woher diese stammen oder welche Anwendungen die Pakete generiert haben. Anders ausgedrückt: egal, ob Telekommunikationsgigant oder Bastlerwerkstatt, wer Daten im Internet zum Abruf bereit hält, der kann darauf vertrauen, dass sie gleichberechtigt übertragen werden. Zumindest noch, denn Google und Verizon planen, diesen Grundsatz zu beschneiden. In einem so genannten „Legislative Framework Proposal“ schlagen sie vor, dass Anbieter von Breitband-Internetdiensten zusätzliche Online-Dienste anbieten, deren Datenstrom bevorzugt behandelt wird; wörtlich sprechen sie von „traffic prioritization“, wobei dies vorläufig vor allem bei drahtlos übermittelten Inhalten über Mobilfunknetze möglich sein soll.

Welche Folgen dies für das Domain Name System haben könnte, lässt sich bestenfalls spekulieren. Doch es drohen tiefgehende Veränderungen: würde der Inhaber eines Internetangebots mit bevorzugter Datenübertragung bezahlen, um beispielsweise eine Online-Videothek zu betreiben, würde zweifelsfrei auch sein Domain-Name an sich davon profitieren und an Wert gewinnen – das eröffnet Spielraum für Preispakete aus Domain und Datenströmen. Doch heißt das im Gegenzug, dass die Welt der Domain-Namen zur Zwei-Klassen-Gesellschaft verkommt, getreu dem Motto, wer für Traffic nicht zahlt, dessen Domain-Name verliert an Wert? Oder zahlen Inhaber von Domains mit hohem Traffic nicht ohnehin bereits hohe Gebühren an ihren ISP? Und gestattet eine solche Differenzierung jenseits aller DNS-orientierter Websperren nicht erst recht die Zensur von Inhalten im Internet?

Google und Verizon haben eine Diskussion angestoßen, deren Verlauf oder gar Ende derzeit nicht absehbar ist. Schon jetzt ist klar, dass die Folgen weitreichend sind und über die reine Datenübertragung hinausreichen. Wie bei den Diskussionen um die Institution ICANN sind die Internetnutzer aufgerufen, sich aktiv einzubringen, denn es geht um nichts weniger als „ihr“ Netz.

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