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Ruf nach Websperren mit fatalen Folgen

Seit Wochen spricht Großbritanniens Premierminister David Cameron von der Einführung von Websperren gegen Pornographie. In Deutschland hat er mit Norbert Geis (CSU) einen Nachahmer gefunden. Aber in dritter Reihe stehen einige Registries und Registrare in vorauseilendem Gehorsam bereit, ihrerseits Filter für bedeutungsschwere Domain-Namen einzusetzen.

Das Thema Websperren sollte eigentlich vom Tisch und die Sinnlosigkeit allen Beteiligten bekannt sein. Gleichwohl will Großbritanniens Premierminister David Cameron Websperren nicht nur gegen Pornographie einführen. Wie die Open Rights Group festgestellt hat, sieht das bei Bestellung eines Internetanschlusses in Großbritannien zukünftig vorgesehene Opt-In-Verfahren nicht nur Pornographie als Option vor, sondern auch Gewalt, extremistische und terroristische Inhalte, Alkohol, Esoterik und zahlreiche andere »unliebsame« Inhalte. Dass Kontrolle durch den Staat über das Internet angestrebt wird, ist nicht zu bestreiten. Während in Deutschland der sich Cameron anschließende Ruf seitens Norbert Geis (CSU), Pornosperren auch in Deutschland einzuführen, mit der CSU-Pressestelle nicht abgesprochen und diese sich auch gleich von Geis distanziert hat, ist kein wirklicher Lichtblick. Denn in Großbritannien wird die Geschichte weitergesponnen, was domainincite.com-Betreiber und Briten Kevin Murphy zu einem Rant inspirierte.

In Großbritannien echauffierte sich ein gewisser John Carr, Mitglied des Executive Board of the UK Council on Child Internet Safety, in einem Blog-Eintrag über den allzu schnellen und verderbenden Zugriff der britischen Jugend auf pornographische Inhalte. Zugleich stellte er fest, dass Domain-Namen wie rapeher.co.uk ohne weiteres, beispielsweise über den Registrar GoDaddy, registrierbar sind und weder der Registrar, noch die britische Domain-Verwaltung Nominet etwas dagegen unternimmt. Die fragliche Domain war allerdings auch Tage nach dem Blog-Eintrag von John Carr, der auf den 04. August 2013 datiert, mangels Interesse nie registriert. Das scherte britische Tageszeitungen wie die Daily Mail und die Sunday Times nicht. Die Daily Mail forderte:

Nominet should have a policy that websites registered under the national domain name do not contain depraved or disgusting words. People should not be able to register websites that bring disgrace to this country under the national domain name.“

Nominet nahm den Ball auf und erklärte, es komme nicht auf den Domain-Namen an, sondern auf Inhalte, die bei Registrierung einer Domain nicht absehbar sind. Kevin Murphy verwies auf die klassischen Beispiele penisland.com und therapistfinder.com. Gleichwohl startet Nominet eine Prüfung der Registrierungsbedingungen, um festzustellen, ob man einige Begriffe von der Registrierung ausschließt. GoDaddy hingegen nahm die Domain gleich in eine Sperrliste auf, so dass auf eine Registrierungsanfrage von Kevin Murphy die Antwort kam: »Sorry, that name is not available for registration.«

Was GoDaddy und Nominet aussenden, sind die falschen Signale. Sie öffnen die Türe einen kleinen Spalt und bereiten so weiteren Forderungen zu Kontrolle und Sperrung den Weg. Hier sollten Registries und Registrare im eigenen und im Interesse ihrer Kunden keinen Schritt weichen. Die Freiheit des Internets hängt auch an ihnen. Mittlerweile ist die Domain rapeher.co.uk übrigens erfolgreich registriert und einem ordentlichen Zweck zugeführt worden. Der Inhaber erklärt den Domain-Namen »rap« »eher« mit hilfreichen Links zu wikipedia.org.

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