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US-Regierung schreibt IANA-Vertrag aus

Das US-Wirtschaftsministerium hat den sogenannten IANA-Vertrag neu ausgeschrieben: seit 4. November 2011 können sich US-amerikanische Organisationen um eine der Zentralfunktionen des Internets bewerben. Vieles spricht dafür, dass die Internet-Verwaltung ICANN erneut den Zuschlag erhält.

Die schlechte Nachricht für alle potentiellen Bewerber voraus: Geld von der US-Regierung kann der Gewinner nicht erwarten, im Gegenteil – zwischen fünf und sechs Mio. US-Dollar kostet der Betrieb der Systeme im Jahr. Jedoch winken die Schalthebel des Internets, da der IANA-Vertrag eine Reihe technischer Aktivitäten in Bezug auf das Domain Name System regelt, darunter die Wahrnehmung administrativer Aufgaben in Verbindung mit dem Root-Management, die Koordinierung der Zuteilung von Internetressourcen einschließlich der IPv4- und IPv6-Adressen, die Verwaltung von Codes und IP-Adressen bei verschiedenen Internet-Registries sowie – seit neuestem – die sogenannte Olson Time-Zone Database, eine Referenz-Datenbank für die weltweiten Zeitzoneninformationen. Seit dem Februar 2000 hat die Internet-Verwaltung ICANN die IANA-Aufgaben inne, der aktuelle Vertrag endet jedoch am 31. März 2012. Der neue Vertrag sieht laut Ausschreibung eine Laufzeit vom 1. April 2012 bis 31. März 2015 vor, wobei zwei jeweils zweijährige Verlängerungsoptionen bestehen.

Im Mittelpunkt der Ausschreibung steht ein „Statement of Work“ (SOW), das die Person und die Verantwortlichkeit des Vertragsinhabers umfangreich regelt. So muss er beispielsweise – zum erheblichen Missfallen der EU-Kommission – seinen Sitz in einem der 50 Staaten der USA haben und nach US-Recht errichtet worden sein. Vor allem aber muss er Sicherheit und Stabilität für eine der wichtigsten Kernressourcen des Internets gewährleisten, da der IANA-Vertrag mit erheblicher politischer und juristischer Macht ausgestattet ist; man denke nur an den spekulativen Fall, dass beispielsweise über Nacht der Betreiber einer Länderendung wie .de oder .at wechselt, oder die Name-Server-Daten geändert werden. Angesichts des mit viel Kritik verbundenen Wechsels des ehemaligen ICANN-Aufsichtsrat Peter Dengate Thrush zum TLD-Beratungsunternehmen Minds & Machines verlangt die Ausschreibung erstmals auch eine „conflicts of interest“-Regelung; vor allem die EU-Kommission zeigte sich darüber erfreut. Dass eine öffentliche Ausschreibung überhaupt erfolgen muss, hat sich ICANN nach Ansicht von Kieren McCarthy angesichts mangelnder Transparenz und Rechenschaft selbst zuzuschreiben. Allerdings deutet die enge Bindung des Vertragspartners an die US-Regierung, die Unsicherheit eines Wechsels, die Erfahrung und Kompetenz, aber auch die ausreichende Finanzierung darauf hin, dass sich ICANN erneut durchsetzen wird und auch weiterhin die IANA-Funktionen ausüben darf.

Potentielle Interessenten haben nun bis 12. Dezember 2011 um 16.00 Uhr (Eastern Standard Time) Gelegenheit, ihre Bewerbung einzureichen. Die umfangreichen Unterlagen stehen auf der Vergabe-Website der US-Regierung zum Download bereit. Wer allerdings Nachfragen hat, muss sich sputen: diese lässt die US-Regierung nur per eMail und noch bis zum morgigen Freitag ebenfalls bis 16.00 Uhr (Eastern Standard Time) zu.

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