ARDS

WHOIS-System vor der Abschaffung?

Das WHOIS-System in seiner bisherigen Form könnte schon bald der Geschichte angehören: nach den Empfehlungen der »Expert Working Group on gTLD Directory Services« (EWG) der Internetverwaltung ICANN soll künftig ein zentrales Register Auskunft darüber geben, wer Inhaber einer generischen Domain ist.

Eingeführt, um Informationen zu einem Domain-Namen und dessen Inhaber abfragen zu können, ist das aktuelle WHOIS-System »kaputt«. Mit dieser Prämisse, die sich auf eine allgemeine Meinung stützen soll und offenbar sowohl am anonymen Zugang als auch den häufig fehlerhaften Eintragungen stört, hat sich die EWG auf Bitten von ICANN-CEO Fadi Chehadé mit der Zukunft der Datenbank befasst. Herausgekommen ist ein seitiger Bericht49, der vergangene Woche veröffentlicht wurde und bereits enormen Staub aufgewirbelt hat. Im Mittelpunkt der Empfehlungen steht die Abschaffung des bisherigen WHOIS-Systems zu Gunsten eines neuen »Aggregated Registration Data Service« (ARDS). Historisch betrachtet, sei die Führung eines aktuellen WHOIS-Verzeichnisses die Aufgabe der Registrare gewesen; die hätten ihr Geld aber damit verdient, ihren Kunden funktionierende Domains zur Verfügung zu stellen. Diese Art Geburtsfehler des WHOIS-Systems sei in den Zeiten eines komplexer werdenden Ökosystems im Internet und der Einführung neuer Top Level Domains nicht mehr zeitgemäß.

Der ARDS soll hingegen als zentrale Datenbank quer über alle generischen Domain-Endungen funktionieren, die sämtliche Daten zu einer Domain enthält. Geführt werden die Datenbanken weiterhin von jeder Registry, die jedoch der ARDS-Zentrale in regelmäßigen Abständen – auf Wunsch auch live – eine Kopie zur Verfügung stellen. Parallel würde es der ARDS übernehmen, die erhaltenen Daten zu validieren und damit zu prüfen, ob zum Beispiel die Inhaberangaben korrekt sind. Angeboten werden soll der ARDS nicht von ICANN selbst, sondern einem externen Dienstleister, der wiederum Lizenzen an seinem Datenbestand vergibt. Für Aufschrei hat bereits gesorgt, dass der Zugang zum ARDS nicht mehr öffentlich sein, sondern aus Datenschutzgründen an bestimmte Bedingungen geknüpft werden soll; auch ein eingeschränkter Zugriff mit teilweise anonymisierten Daten wäre sodann denkbar, während Strafverfolgungsbehörden möglicherweise einen uneingeschränkten Einblick erhielten. Erstmals möglich wäre zudem die Führung eines historischen »WHOWAS«, so dass sich leicht herausfinden ließe, wer in der Vergangenheit Inhaber einer Domain war.

Ob sich die EWG mit ihren Plänen durchsetzt, ist derzeit noch unklar und angesichts der aktuellen Diskussionen rund um US-amerikanische bzw. britische Datenskandale in neuem Licht zu betrachten. Vorerst ist die Öffentlichkeit aufgefordert, bis zum 12. August 2013 Stellung zu nehmen; auch beim ICANN-Meeting in Durban am 15. Juli 2013 ist eine Diskussion geplant. Länderendungen wie .de, .at oder .eu bleiben von diesen WHOIS-Plänen dagegen grundsätzlich unberührt, da es ICANN hierfür an Zuständigkeit mangelt; eine freiwillige Übernahme dieses Modells wäre aber auch für solche Endungen denkbar.

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