Das »Council of European National Top-Level Domain Registries« (CENTR) hat sich in einem neuen Positionspapier für eine unverändert strenge Vergabe von Länder- und Territorialnamen in Domain-Endungen ausgesprochen. Die bereits Jahre alte Streitfrage bleibt jedoch ungelöst.
Sollen Länder- und Territorialnamen als Top Level Domain angemeldet werden dürfen? Dieser Frage geht seit dem Jahr 2014 eine von ICANN eingerichtete Arbeitsgruppe mit dem sperrigen Titel »Cross-Community Working Group on Use of Country/Territory Names as TLDs« nach, die dem Problem auf den Grund gehen soll. Sie ist mit über 50 Vertretern aus den ICANN-internen Interessensgruppen Country Code Names Supporting Organisation (ccNSO), Generic Names Supporting Organization (GNSO), At-Large Advisory Committee (ALAC) und Governmental Advisory Committee (GAC) besetzt. Doch die Ergebnisse sind ernüchternd: im Juni 2017 veröffentlichte die Arbeitsgruppe ein »final paper«, wonach lediglich insoweit Einigkeit besteht, dass man sich nicht einig ist. Man habe eine steigende Zahl an komplexen Problemen, verschiedenen Interessen und unterschiedlichen Ansichten festgestellt, heisst es in dem 99-seitigen Bericht. Ausserdem würde sich der Forschungsauftrag mit anderweitigen Bemühungen der ICANN-Community überschneiden, so dass eine weitere Arbeit nicht zielführend sei.
Ganz aufgeben will ICANN die Problemlösung aber nicht. Im Rahmen eines »Work Track 5« erhofft man weitere Fortschritte. Daher sah sich CENTR veranlasst, das Thema nochmals aufzugreifen und ein Positionspapier zu veröffentlichen, zumal man mit Annebeth Lange von der .no-Registry Norid einen von insgesamt vier »Co-Chairs« stellt. Das Positionspapier von CENTR enthält drei Punkte:
- die Feststellung, dass man den »Work Track 5« ebenso positiv wie konstruktiv begleiten wird,
- die Feststellung, es handele sich um ein kompliziertes und streitsüchtiges Thema, für das es keine offensichtliche Lösung gibt,
- und die Empfehlung, dass man die bisherigen Beschränkungen für die Registrierung von geographischen Begriffen in nTLDs beibehalten soll.
Letzteres bedeutet, dass alle zweibuchstabigen Kürzel, egal ob sie in der »ISO 3166-1 alpha-2«-Standardliste enthalten sind oder nicht, exklusiv zur Verwendung in ccTLDs reserviert bleiben. Die dreibuchstabigen Kürzel aus der »ISO 3166-1 alpha-3«-Standardliste sollen ebenfalls blockiert bleiben, im Übrigen aber alle dreibuchstabigen Kürzel freigegeben werden. Das würde bedeuten, dass die überwiegende Mehrheit der 17.576 möglichen Kombinationen als nTLD registriert werden könnte. Ferner sollen bei den Länder- und Territorialnamen jene Beschränkungen beibehalten werden, wie sie schon das Bewerberhandbuch vorsieht.
Auch wenn CENTR in dieser Streitfrage keine verbindlichen Entscheidungen trifft – die Meinung dieser Lobbygruppe mit 54 Mitgliedern aus aller Welt findet Gehör. Allerdings zeichnet sich nicht ab, dass ICANN an einer raschen Lösung bei diesem politisch heiklen Thema gelegen ist; das belegt ein Blick auf die Endung .amazon, um deren Einführung ebenfalls bereits seit mehreren Jahren gestritten wird.