RAA

Verifizierungsmails landen im Spamfilter

Die Neufassung des Registrar Accreditation Agreement (RAA) hat für Domain-Inhaber offenbar gefährliche Nebenwirkungen: inzwischen häufen sich Berichte über Domain-Suspendierungen wegen nicht zugestellter Verifizierungsmails.

Im Juni 2013 hatte sich ICANN mit den Registraren auf eine Neufassung des RAA verständigt. Sie bringt zahlreiche Änderungen für die Praxis mit sich, darunter die Pflicht zur Validierung der Daten des Inhabers im Rahmen der Registrierung sowie eine Art Vorratsdatenspeicherung für Registrare. Doch auch für die Inhaber einer Domain brachte das RAA Verschärfungen mit sich. Die neue »Whois Accuracy Program Specification« reformiert den gesamten Registrierungsprozess: Wer eine Domain registriert oder überträgt, muss künftig die dabei angegebene eMail-Adresse binnen 15 Tagen durch eine Bestätigungsnachricht aktiv verifizieren. Alternativ erlaubt das RAA auch die Verifizierung des Domain-Inhabers anhand der hinterlegten Telefonnummer durch einen bestätigenden Telefonanruf oder per SMS, was aus Kostengründen jedoch kaum praktiziert wird. Reagiert der Domain-Inhaber darauf nicht, hat der Registrar die Möglichkeit, die Kontaktdaten entweder manuell zu prüfen oder die Domain zu suspendieren; auch insoweit sprechen Kostengründe dafür, dass sich Registrare für die Suspendierung entscheiden.

Umso wichtiger also, dass die Verifizierungsmail des Domain-Registrars den Domain-Inhaber auch erreicht. Doch genau an dieser Stelle scheint es zu haken: das britische Sportwettenangebot fixtures365.com wurde bereits Anfang Januar 2014 vorübergehend suspendiert, weil ihr Inhaber auf eine Verifizierungsnachricht nicht geantwortet hatte. Für das Unternehmen bedeutete dies einen Umsatzverlust, der sich kaum beziffern lässt. Und es handelt sich um keinen Einzelfall: der US-amerikanische Registrar eNom Inc., mit über 14 Millionen verwalteten Domains ein Schwergewicht der Branche, hat sich an die großen eMail-Anbieter AOL, Gmail, Yahoo und Hotmail gewandt. Sie blockieren bisher die Verifizierungsmails, die Reseller von eNom versandt haben, und behandeln sie offenbar als Spam. Vorerst löst man das Problem, indem ihr Versand künftig unter einer eMail-Adresse von eNom erfolgt, doch damit kann man nicht ausschließen, dass es erneut zu Blockaden kommt. Beim ICANN-Meeting in Singapur häuften sich folglich die Berichte von Registraren, wonach angeblich zehntausende Domains mangels Verifizierung suspendiert worden sein sollen.

Tucows-CEO Elliot Noss forderte ICANN auf, sich an die Strafverfolgungsbehörden zu wenden und nachzufragen, ob es seit der Einführung der Verifizierung bereits Ermittlungserfolge beispielsweise im Kampf gegen Betrüger oder im Bereich Pädophilie gegeben habe; immerhin habe man damit diese Hürde für Domain-Inhaber begründet. Damit stösst er bei ICANN-CEO Fadi Chehade auf offene Ohren; bevor es zu weiteren Änderungen kommt, müssen die Strafverfolger beweisen, dass die bisherigen Maßnahmen erfolgreich waren. Bereits beim ICANN-Meeting in London, das vom 22. bis 26. Juni 2014 stattfindet, sollen Fakten auf den Tisch. Den Domain-Inhabern hilft dies vorerst wenig; sie müssen künftig noch öfter in ihren Spamfilter sehen, ob nicht doch eine wichtige Nachricht ihres Registrars dabei ist.

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