nTLDs

Soll ich meine Marke anmelden?

Soll ich meine Marke als Top Level Domain anmelden? Kaum eine andere Frage dürfte derzeit die Köpfe der Rechts- und Marketingabteilungen weltbekannter Unternehmen mehr rauchen lassen. Alexa Raad, Ex-CEO der .org-Verwaltung PIR und nun Leiterin des Beratungsunternehmens Architelos, versucht eine Antwort.

Dutzende, hunderte oder gar tausende – gar wild schießen die Spekulationen ins Kraut, wie viele Unternehmen sich bei ICANN um ihre eigene Top Level Domain bewerben wollen. Fakt ist: öffentlich bekannt gemacht hat es nur eine Handvoll. Der australische Registrar MelbourneIT gibt an, aktuell mit 270 Markenunternehmen in Verhandlungen zu stehen; 17 davon sollen ihre Zusage schon verbindlich erteilt haben. Sie alle fragten sich: wofür? Die alten Lateiner liefern die Antwort – mit einer Gegenfrage: cui bono, oder wem nutzts? Wer weder jetzt noch in 20 Jahren eine sinnvolle Nutzungsmöglichkeit für eine eigene Domain-Endung sieht, kann sich Mühe und Kosten sparen. Welche Vielzahl an Nutzungsmöglichkeit die eigene TLD allerdings bieten kann, zeigt Raad an Hand konkreter Beispiele auf.

Nehmen wir zum Beispiel eBay. Die Handelsplattform könnte in Zukunft besonders eifrigen Powersellern eine eigene Domain im Format name.ebay bieten; der Powerseller wiederum profitiert von der erhöhten Glaubwürdigkeit, die mit der eigenen .ebay-Domain verbunden ist. Oder noch einen Schritt weiter: eBay könnte ein eigenes, besonders sicheres Auktionssystem anbieten, das über .ebay-Domains abgewickelt wird, und behält so stets Kontrolle über die Gebote. Dass sich dieser Grundgedanke praktisch auf jedes Unternehmen übertragen lässt, das Produkte über Händler im Internet vertreibt, liegt auf der Hand. Oder nehmen Sie ein Kreditinstitut, das sein Online-Banking künftig ausschließlich unter eigener Endung anbietet, um Cyberkriminellen weniger Angriffsfläche zu bieten. Oder denken Sie an den Automobilhersteller BMW AG, der das Bedienkonzept „iDrive“ entwickelt hat und mit einer eigenen Top Level Domain den Grundstein für eine eigene internetbasierte Infrastruktur schafft, über die Fahrzeuge der Marke laufend mit Informationen wie Staumeldungen, dem nächsten Restaurant oder zum Zweck der Fernwartung versorgt werden. Und nicht zuletzt: die eigene Endung stärkt die eigene Community. Dass jeder Apple-Jünger gern exklusiv unter .mac vertreten wäre, muss man nicht erklären; doch nur Sie entscheiden, ob und wer eine solche Domain bekommt.

Natürlich stellen sich mit einer neuen Top Level Domain auch neue Probleme, angefangen bei den Kosten, die sich allein für die Bewerbung rasch auf über eine halbe Million US-Dollar belaufen und sich jährlich durch weitere mehrere hunderttausend US-Dollar für den laufenden Betrieb erhöhen können – vorausgesetzt, die eigene Bewerbung hat überhaupt Erfolg. Vor pauschalen Antworten sei daher gewarnt; ob eine Bewerbung sinnvoll ist, lässt sich nur im Einzelfall entscheiden. Wichtig ist allein, sich jetzt Gedanken zu machen und die kommenden Wochen zu nutzen, wie man mit der historischen Entwicklung des Domain Name Systems umgeht. Nicht mehr, nicht weniger.

Auf der von united-domains AG, deren Projekt dieser Newsletter und domain-recht.de ist, initiierten und organisierten „Munich Conference On New TLDs“ erhalten Sie Informationen zu den Fragen, die mit neuen generischen TLDs einhergehen, und lassen sich notwendige Kontakte knüpfen, die für die Bewerbung um eine eigene Endung oder den Schutz eigener Kennzeichenrecht hilfreich sind.

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