nTLDs

.prod verursacht »name collision«

Grau ist alle Theorie, die Praxis ist .prod: mit dem Start der Registrierung unter der neuen Top Level Domain ist das Problem der »Name Collision« in diversen Firmennetzwerken aufgetreten. Die Schäden sollen sich bisher allerdings in Grenzen halten.

Das Problem der »Name Collision« hatte sich zu einer hohen Hürde für das nTLD-Einführungsverfahren entwickelt. Im Kern ging es um das Problem, dass es zu Konflikten zwischen neuen Domain-Endungen und solchen Domains kommen könnte, die wie etwa .corp, .mail oder .home bereits seit langer Zeit inoffiziell in lokalen Netzwerken verwendet werden, sei es privat oder zu unternehmensinternen Zwecken. Der Nutzer läuft daher beim Aufruf einer solchen Domain Gefahr, nicht das gewünschte Angebot zu erreichen; auch eMail-Adressen könnten nicht mehr richtig funktionieren. Um das Problem zu entschärfen, hat ICANN eine Vielzahl von Maßnahmen ergriffen. Zuletzt hat das New gTLD Program Committee (NGPC) von ICANN am 30. Juli 2014 einen Aktionsplan mit dem Titel »Name Collision Occurrence Management Framework« verabschiedet. Er sieht vor, dass .mail auf unbestimmte Zeit nicht delegiert und wohl voraussichtlich dauerhaft reserviert wird. Ausserdem gibt es eine 90-tägige Phase der kontrollierten Unterbrechung (»controlled interruption«); dafür steht sogar mit 127.0.53.53 eine eigene IPv4-Adresse zur Verfügung, die Netzwerkadministratoren anzeigt, dass Daten aus privaten Namensräumen in das öffentliche Domain Name System gelangt sein könnten.

Doch ausgerechnet bei Netzwerkadministratoren macht sich ICANN gerade unbeliebt. So häufen sich Berichte, nach denen die Einführung von .prod zu Adressierungsfehlern in unternehmensinternen Netzwerken geführt hat. Dabei wird .prod noch nicht einmal als interne TLD verwendet, sondern dient dazu, bei der Suche nach »$FQDN« die Adresse xyz.prod auf xyz.prod.$FQDN abzubilden. In einem anderen Beispiel steht www1.prod stellvertretend für die Domain www1.prod.example.com und landet damit nun auf der von ICANN vorgegebenen Zieladresse 127.0.53.53. Offenbar wird .prod dabei nicht als Synonym für »Produkt«, sondern für »Produktion« verwendet, so dass ganze Produktionsstraßen betroffen sein könnten, zumal diese häufig vollständig automatisiert sind. Noch halten sich die Probleme aber in Grenzen; zu den befürchteten Schäden für Mensch und Maschine ist es bisher nicht gekommen – dafür aber zu jeder Menge fluchender Netzwerkadministratoren.

Besonders problematisch ist, dass die am 1. September 2014 delegierte und von der Google-Tochter Charleston Road Registry Inc. verwaltete Endung .prod mit der öffentlichen Registrierung noch gar nicht begonnen hat. Aktuell verweist man lediglich auf die Registry-Website mit dem Verweis auf »einige Domains, die wir in Zukunft anbieten möchten«. Ob sich das »name collision«-Problem mit dem Beginn der Registrierung noch verschärft, gilt als nicht ausgeschlossen.

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