nTLDs

lohnt sich eine frühe Bewerbung?

Die Internet-Verwaltung ICANN hat die Vorgaben für die Praxis im Umgang mit dem Bewerberhandbuch (Applicant Guide Book) weiter präzisiert: so soll eine möglichst frühe Bewerbung keinerlei Vorteile bringen. Doch darauf verlassen sollte man sich nicht.

Der Tag ist fix: ab dem 12. Januar 2012 um exakt 0.01 UTC (koordinierte Weltzeit) öffnet sich das Zeitfenster, innerhalb dessen Bewerbungen um eine neue globale Top Level Domain eingereicht werden können. Bis spätestens 29. März 2012 um 23.59 UTC muss sich dabei jeder Bewerber über das „TLD Application System“ (TAS) akkreditieren, um am weiteren Verfahren teilnehmen zu können; die Bewerbungsunterlagen können sodann bis zum 12. April 2012 um 23.59 Uhr UTC nachgereicht werden. Dies wirft bei allen mit dem Grundsatz „first come, first served“ vertrauten Bewerbern die Frage auf, ob mit einer möglichst frühzeitigen Akkreditierung und Einreichung der Bewerbungsunterlagen Vorteile verbunden sind. Doch das hat ICANN-Vize Kurt Pritz anlässlich des Dakar-Meetings in der vergangenen Woche ausdrücklich verneint: „Es spielt keine Rolle, ob man sich früher oder später im Verfahren bewirbt. Solange eine Bewerbung fristgemäß eingeht, hat sie die gleiche Chance wie jede andere auch“, so Pritz.

Da ICANN nicht mehr als 500 Bewerbungen auf einmal prüfen kann, und im Falle von mehr Bewerbungen diese in Blöcken abgearbeitet werden sollen, stellt sich die Frage, ob es taktisch klug ist, die Frist des 12. April auszuschöpfen. ICANN spielt mit dem Gedanken, per Los letztlich den Zufall entscheiden zu lassen, welcher Antrag zuerst geprüft wird, wobei identische oder ähnliche Endungen in der gleichen Runde geprüft werden sollen. Allerdings läuft insoweit noch eine rechtliche Prüfung, da ein solches System möglicherweise als Lotterie gewertet wird und damit illegal sein könnte; ähnliche Probleme machten im Jahre 2001 der Endung .biz zu schaffen und zwangen sie zu einem teuren Vergleich. Zudem könnten ganze Geschäftsmodelle so mancher Bewerbung scheitern, wenn die Konkurrenz eher zum Zug kommt; eine weitere Klagewelle wäre die Folge. Dass Pritz daher auch die Option eines „secondary time stamp“ erwähnt, kommt somit wohl nicht von ungefähr. Es sollte sich also kein Bewerber darauf verlassen, dass ihm die volle Bewerbungsfrist zur Verfügung steht.

Hinsichtlich des weiteren Ablaufs hat Pritz erneut bestätigt, dass sämtliche Bewerbungen am 1. Mai 2012 veröffentlicht werden. Zugleich beginnt sowohl die „GAC Advice Period“ als auch die „Objection Period“, mit der Dritten die Möglichkeit eröffnet wird, sich gegen eine Bewerbung zu wenden. Am 12. Juni 2012 startet dann die eigentliche Prüfung, die bis zum 12. November 2012 andauern wird. Vor Mai 2013 ist mit verbindlichen Ergebnissen nicht zu rechen; erste Registrierungen unter einer neuen Domain-Endung dürften daher frühestens Ende 2013 möglich sein.

Die nTLD-Seite von ICANN finden Sie hier, die aktuelle Fassung des Bewerberhandbuchs hier.

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