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Amazon drängt auf unverzügliche Einführung von .amazon

Amazon EU S.à.r.l., einzige Bewerberin um die neue globale Top Level Domain .amazon, erhöht den Druck: Anfang September 2017 forderte der Online-Händler die Internetverwaltung ICANN dazu auf, die Endung nach inzwischen fünfjähriger Prüfung unverzüglich einzuführen.

Der 11. Juli 2017 hauchte der Bewerbung von Amazon neues Leben ein. An diesem Tag urteilte das Independent Review Panel, dass sich das »New gTLD Program Committee« (NGPC) von ICANN bei seiner Prüfung nicht alleine auf eine – die Bewerbung ablehnende – Konsensempfehlung des ICANN-Regierungsbeirates Government Advisory Committee (GAC) hätte verlassen dürfen. Das Schiedsgericht verpflichtete ICANN deshalb dazu, die Bewerbung im Lichte dieser Entscheidung unverzüglich nochmals zu prüfen, und im Rahmen einer objektiven und unabhängigen Bewertung zu beachten, ob es eine fakten- und wertebasierte Begründung gibt, Amazon den Zuschlag für .amazon zu versagen. Das 67seitige Urteil des Independent Review Panel fiel mit 2:1 Stimmen allerdings denkbar knapp aus. Das mag einer der Gründe sein, warum ICANN über das weitere Vorgehen noch nicht entschieden hat.

Doch Amazon dauert das alles viel zu lange. In einem Schreiben vom 7. September 2017 forderten Scott Hayden und Brian Huseman, beide Vice President bei Amazon, die Netzverwaltung dazu auf, der Bewerbung unverzüglich grünes Licht zu geben. Zum wiederholten Mal betont das US-Unternehmen, dass es keinen anerkannten Grund gebe, die Bewerbung zu blockieren. Soweit vor allem Brasilien und Peru behauptet hätten, dass „Amazon“ zu den geographischen Begriffen gehört, die nach den Regelungen im Bewerberhandbuch besonderen Schutz genießen, habe dies das Independent Review Panel eingehend geprüft und verneint. In den letzten fünf Jahren habe man diesen Ländern immer wieder signalisiert, gemeinsam an einer gütlichen Lösung arbeiten zu wollen, was jedoch abgelehnt worden sei. Schließlich sei es jetzt für ICANN an der Zeit, die IANA-Transition ernst zu nehmen und zu zeigen, dass man der Multistakeholder-Community verpflichtet sei – und nicht den Regierungen, die eine Einführung von .amazon verhindern wollen. Wenn in Zukunft ein negatives GAC-Votum dazu führt, dass eine Bewerbung zurückgewiesen wird, könne gar kein Bewerber mehr eine Prognose über den Ausgang des Prüfungsverfahrens wagen. »It is now time for the Board to approve the .AMAZON Applications«, so Hayden und Huseman.

Möglicherweise bietet ein Workshop in Montevideo die geeignete Plattform, um über das weitere Schicksal der Bewerbung zu entscheiden. Am 22. und 23. September 2017 trifft sich der ICANN-Vorstand in Uruguay, um über die GAC-Empfehlungen des letzten ICANN-Meetings in Johannesburg zu beschliessen. Zumindest hat Amazon nochmals klar gemacht, nicht nachzugeben und auch nicht den Weg zu gehen, den die US-Bekleidungsfirma Patagonia Inc. gegangen ist: nach Protesten von Argentinien und Chile um die politisch nicht definierte Region Patagonien zog das Unternehmen seine Bewerbung um .patagonia freiwillig zurück.

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