MPAA

Wird Donuts zur Content-Polizei?

Donuts Inc., Verwalterin zahlreicher neuer Top Level Domains, geht in der Bekämpfung von Internetpiraterie im Internet neue Wege: gemeinsam mit der Motion Picture Association of America (MPAA) will man rechtsverletzende Domains rascher löschen.

Mit rund 200 nTLDs, darunter Endungen wie .movie und .theater, zählt die in Bellevue (Washington) ansässige Donuts Inc. zu den größten Verwaltern der Domain-Branche. Umso mehr ließ die Nachricht aufhorchen, dass Donuts mit der MPAA einen Pakt geschlossen hat, der Internetpiraterie eindämmen soll. Der Pakt sieht vor, dass die MPAA als so genannter »Trusted Notifier« agiert, der in großem Umfang Domains für von Donuts verwaltete nTLDs meldet, über die zumeist urheberrechtsverletzende Inhalte erreichbar sind. Zunächst muss die MPAA Kontakt mit dem Registrar oder dem Hosting-Provider aufnehmen und sich um eine gütliche Einigung bemühen. Donuts wird sodann seinerseits Kontakt mit dem Webseitenbetreiber aufnehmen, um den Sachverhalt aufzuklären. Kommt Donuts oder der für die Domain zuständige Registrar zu dem Ergebnis, dass das Webangebot für illegale Aktivitäten genutzt wird, kann die Domain – nach Donuts freiem Ermessen – auf den Status »on hold« gesetzt oder suspendiert werden. Die MPAA selbst kann die Domain-Namen nicht direkt löschen.

Wie Jonathon Nevett, Executive Vice President von Donuts, mitteilte, handelt es sich um den ersten Vertrag dieser Art. Man plane jedoch, derartige Vereinbarungen in Zukunft auch auf andere Branchen wie die Musik, Arzneimittel oder die Vorbeugung zur Verbreitung von Kinderpornographie zu erstrecken. Weitere Details der Vereinbarungen will Donuts allerdings nicht öffentlich machen; so ist zum Beispiel offen, was genau unter einem „großem Umfang“ an Domains zu verstehen ist, den die MPAA melden darf.

Heftige Kritik an der Entscheidung von Donuts äußerte die Electronic Frontier Foundation (EFF). Die US-Nichtregierungsorganisation, die sich für Grundrechte im Informationszeitalter einsetzt, stört sich besonders daran, dass ein Domain-Inhaber seine Domain verlieren kann, ohne dass zuvor ein Gerichtsverfahren oder ein vergleichbarer Prozess durchlaufen wurde; die bloße Behauptung einer Rechtsverletzung könnte zur Abschaltung des gesamten Angebots führen. Zudem könnte ICANN so dazu gedrängt werden, alle anderen Registries ebenso zu einer Art »Content-Polizei« umzufunktionieren. Kein Domain-Registrar der Welt kann allerdings die Inhalte der von ihm verwalteten Domains dauerhaft überwacht halten, so dass man gezwungen wäre, vorbeugende Filter einzurichten, um mögliche Rechtsverletzungen von vornherein auszuschließen – ein gefährlicher Dammbruch für die Domain Name Industry, der den Nutzern keine Wahl mehr lässt. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis auch Blasphemie, »hate speech«, Kritik an Regierungen oder entblößte Unterarme von Frauen Gegenstand ähnlicher Vereinbarungen werden könnten. Die EFF kündigte daher an, die Regelung entschlossen bekämpfen zu wollen.

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