.berlin

Kommen bald die Städte-Domains?

Geht es nach dem Willen der dotBERLIN GmbH & Co. KG, ist das Internet schon in naher Zukunft um ein Kürzel reicher: .berlin soll die Spitze des Eisbergs bei der Einführung einer Vielzahl neuer Städte-Domains wie etwa .nyc oder .london werden. Doch das Konzept wirft Fragen auf.

Eine eigene Top Level Domain für eine Stadt gab und gibt es bisher nicht. Zwar wirbt die Endung .la dafür, das offizielle Kürzel der US-Metropole Los Angeles zu sein; ursprünglich ist sie jedoch als Top Level Domain der Volksrepublik Laos eingeführt worden. Gleiches gilt zum Beispiel auch für die rumänische Top Level Domain .ro, die im oberbayerische Rosenheim als Städte-Domain vermarktet wird. Und noch vor einigen Jahren wäre eine Städte-Domain ohne jede Chance gewesen, offiziell im Root eingetragen zu werden. Aufwind verlieh diesen Plänen aber unter anderem der von ICANN eingeschlagene Weg, zu Lasten neuer, frei zugänglicher Domain-Kürzel TLDs einzuführen, die per se nur einem eng begrenzten Personenkreis zur Verfügung stehen. Sie gelten als vergleichsweise unproblematisch und wenig anfällig gegen Domain-Grabbing und Cybersquatting. Geschickt in Szene gesetzt von seinen Machern, gelang es .berlin sogar, zum Gesprächsthema des letzten ICANN-Meetings in Vancouver zu werden und sich weltweit in Medienberichten wiederzufinden. Selbst der Star-Architekt Daniel Libeskind sowie der Verband der deutschen Internetwirtschaft liessen sich zu euphorisch-positiven Statements hinreissen.

Doch bei Lichte betrachtet würde eine eigene Städte-Domain den globalen Anspruch des Internets schnell ad absurdum führen. Wer .nyc will, muss irgendwann auch .wanne-eickel erlauben, die angeblich schönste Stadt der Welt. Doch wer ausser Einwohnern und Unternehmen aus Berlin und Umgebung soll ein Interesse an einer Endung .berlin haben? Warum Zustimmung zu .london, aber ein klares Nein zu .web oder .shop? In diesen ganz grundsätzlichen Fragen hat es ICANN bisher versäumt, klare Regeln aufzustellen. Und aus Fehlschlägen wie .coop (schon mal eine .coop-Domain benutzt?) oder .museum kann man eigentlich nur den Schluss ziehen, dass alleine offene TLDs bekannt und damit erfolgreich werden.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: derzeit gibt es bei ICANN keine konkreten Pläne, dotBerlin oder ähnliche StädteDomains schon in naher Zukunft einzuführen. Doch auszuschliessen ist es nicht; so gewinnt nach Auffassung von Jura-Professor Michael Froomkin von der Universität Miami bei ICANN nicht immer das beste Konzept für eine neuen TLD, sondern der mit den besten Beziehungen zu den Entscheidungsträgern bei ICANN.

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