Start-Up

.com oder den Namen wechseln

Der Venture-Capitalist Paul Graham hat mit einem seiner zahlreichen Artikel die Domain-Investorenszene auf seine Seite gebracht. Mit der Aussage »Wenn Dein Start-Up den Namen X trägt und Du besitzt nicht die Domain X.com, wechsle den Namen Deines Start-Ups«, gießt er Wasser auf die Mühlen der .com-Verfechter.

Paul Graham kennt sich in der Start-Up-Szene aus. Er gründete die Unternehmung YC, die Start-Ups finanziert und berät. Und wie er mitteilt, greift die Regel hinsichtlich der passenden .com-Domain zum Start-Up-Namen bei 94 Prozent der »Top 50« Start-Ups von YC. Graham macht allerdings klar, dass die Regel sich auf US-Start-Ups bezieht. Für die ist die namensidentische .com-Domain so wichtig, weil das Unternehmen sonst nicht gefunden wird. Darüber hinaus signalisiere die fehlende .com-Domain Schwäche. Nur wer groß genug ist und hohe Reputation genießt, kann auf die .com-Domain verzichten.

Der schwierige Teil ist der Namenswechsel. Start-Ups haben oft nicht die Mittel, eine teure .com zu kaufen – soweit sie überhaupt käuflich zu erwerben ist. Also ist es notwendig, den Namen zu ändern. Doch junge Unternehmensgründer sind auf den gefundenen Namen fixiert, er ist Teil der Identität des Start-Ups und damit der allerbeste Namen für das Unternehmen. Graham allerdings ist zurecht der Meinung, Gründer sind vielleicht gut im Gründen eines Unternehmens, nicht aber bei der Namenswahl. Darum sollten sie sich jemanden suchen, der sich auf Namen versteht. Seiner Erfahrung nach sind einerseits Unternehmensnamen nicht so toll, als dass es nicht einen besseren gäbe. Andererseits findet man binnen 20 Minuten einen zumindest gleichwertige Namen, wie den ursprünglich gewählten, und zudem auch noch die .com-Domain, die entweder günstig zu haben ist oder noch gar nicht registriert wurde.

Der Artikel von Paul Graham fand selbstverständlich Resonanz in der Domain-Investorenszene und wird dort diskutiert. Alle gehen d’accord mit seiner Meinung, doch haben viele ganz entgegengesetzte Erfahrungen: viele US-Unternehmen präsentieren sich unter .net- und .org-Domains, und springen auf Offerten der richtigen .com-Domain nicht an. Sie bieten allenfalls wenige Hundert US-Dollar zum Kauf, was Domain-Investoren zu wenig ist. Vieles spricht dafür, dass Internetdomains in vielen Branchen noch immer als belangloses Anhängsel gesehen werden. Man könnte Paul Graham auch die Google-Entscheidung zu abc.xyz entgegenhalten. Doch handelt es sich bei Alphabet nicht um die Cashcow, sondern den Mutterkonzern, bei dem die Domain nicht von der Bedeutung ist, wie die der Suchmaschine Google.

Bei alle dem ist nochmals zu unterstreichen, dass Domain-Investing nach wie vor vom US-amerikanischen Markt beherrscht wird und die dortige Szene auf .com fixiert ist. Paul Graham wandte sich mit seinem Artikel zudem nur an US-Start-Ups. In der restlichen Welt haben .com-Domains auch ihre Bedeutung, aber die Länderendungen gehen in der Regel vor, je nach Reichweite der Unternehmung. Dann gilt aber dasselbe für Länderdomains: wenn man die Domain nicht hat, muss man sie kaufen oder seinen Namen ändern. Ergänzend lassen sich die neuen geo- und branchenTLDs noch dazu registrieren.

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