Der Irakkrieg und seine Domains

zynisch oder witzig?

Ob geschmacklos, makaber oder gar witzig – auch wenn man mehr als geteilter Meinung sein kann, so läßt sich eines nicht leugnen: der Krieg im Irak, dessen offizielles Ende der US-Präsident George W. Bush am 1. Mai 2003 verkünden will, hat auch im Reich der Domain-Namen seine Spuren hinterlassen.

Bereits nach den Anschlägen auf das World Trade Center waren binnen Minuten nach den ersten Meldungen weltweit bei den Domain-Registraren massenweise Bestellungen für Zeichenfolgen wie „wtc-attack“, „america-under-attac“ oder „world-trade-center-anschlag“ eingegangen. Und auch im Rahmen des lange vorbereiteten Irakfeldzuges ließen die Registrierungen nicht lange auf sich warten.

Wenig kreativ zeigten sich Domain-Grabber in Deutschland: so verweisen Wortspiel-Domains wie bushkrieg.de, bushkrieger.de oder bushfeuer.de zumeist auf leere Webseiten, oder – in der Hoffnung auf den schnellen Euro – auf Parkseiten von Domainbörsen. Gleiches gilt für krieg-im-irak.de, irakkrieg.de oder die zum Verkauf stehende irakkrieg.com. Mit einem in großen fettgedruckten Buchstaben abgebildeten „Nein“ bezieht dagegen krieg-gegen-irak.de eindeutig Stellung. Ein umfangreiches kritisches Informationsportal gibt es unter der passenden Top Level Domain .info mit irakkrieg.info.

Ganz anders dagegen in den USA: trotz lesenswerter Webangebote wie war-on-iraq.com mit zahlreichen Artikeln und Links zum Krieg dominiert dort ein eher zynisch-humorvoller Umgang mit dem Thema. So wird etwa unter theiraqis.com eine Soap-Opera im Stil der MTV-Realityshow „The Osbournes“ vorbereitet. Den kriegskritischen Franzosen und ihrem Präsidenten Chirac hat die US-amerikanische United Service Organisation (USO) die Internet-Adresse chiracaveclafrance.net geklaut. Ursprünglich hatte Chirac die Adresse für seine Wahlkampagne letztes Jahr verwendet. Nachdem die Registrierung zum 31. März auslief, griff die USO sofort zu und verbreitet dort jetzt politischen Humor. Ähnlich der Konzerttour einer Rockband wirbt bushworldtour.com für die Teilnahme an der Welttournee des US-Präsidenten, die unter dem Motto „Axis of Evil“ veranstaltet wird. Wer selbst an Eintrittskarten interessiert ist, muss aber nach dem Tourneeauftakt in Afghanistan und dem Zwischenstop im Irak auf eine Ankündigung für die Gastspiele im Iran und Nord-Korea noch warten.

Zum heimlichen „Star“ stieg der irakische Informationsminister Mohammed Saeed al-Sahaf auf, kurz als Baghdad-Bob bezeichnet. Zahlreiche Webseiten wie welovetheiraqiinformationminister.com oder ganz vertraut bagdadbob.com befassen sich mit den teils absurden Durchhalteparolen wie „…they are nowhere…(pause)…they are no where, really. They are on the moon.“ oder „We are winning!“, die auf täglichen Konferenzen vor der Weltpresse verkündet wurden. Mittlerweile haben auch zahlreiche User Bilder von al-Sahaf in Collagen „verarbeitet“ und ihn etwa zum für die USA typischen „Mitarbeiter des Monats“ gekürt oder als Mitglied in die Muppet Show aufgenommen.

Mehr über die künftigen Pläne der US-Regierung scheint bereits die US-Arabische Handelskammer zu wissen: dort hat man sich erst kürzlich die Domain syriawar.com gesichert.

Nicht verschwiegen werden darf an dieser Stelle, dass Domains auch dazu beitragen sollen, den Wiederaufbau im Irak zu ermöglichen. So gibt es Pläne, vom Verkauf der irakischen Top Level Domain .iq Investitionen in die technische Infrastruktur zu finanzieren. Dabei bietet sich an, ähnlich wie .ws (als WebSite) oder .tv (für TeleVision) die Endung .iq als „IntelligenzQuotient“ zu vermarkten. Derzeit liegen die Rechte an der Endung noch bei der texanischen Internet-Firma Alani Corporation. Doch ob man dort so viel Spaß an .iq hat, ist stark zu bezweifeln: ein Teil der arabischstämmigen Firmeninhaber sitzt wegen des Verdachts der Unterstützung von terroristischen Organisationen im Gefängnis …

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