IPv6

droht ein neues Daten-Waterloo?

Neue IP-Adressen ja, aber weniger Datenschutz nein: auf aktuelle Probleme im Zusammenhang mit der Einführung des IPv4-Nachfolgeprotokolls IPv6 haben Datenschützer hingewiesen. Dass der Umstieg auch völlig neue Chancen bietet, zeigt dagegen der Internetaktivist Lutz Donnerhacke auf.

Das Problem ist bekannt: dem Internet sind die Adressen ausgegangen. Genauer gesagt die IP-Adressen; sie werden jedem Gerät zugewiesen, das mit dem Internet verbunden ist. Sie machen es adressierbar und somit erst erreichbar. Zugleich bilden die IP-Adressen und das derzeit verwendete Protokoll IPv4 über das Domain Name System die Grundlage für jeden weltweit vergebenen Domain-Namen. Fast so alt wie dieses Problem ist auch seine Lösung: das IPv4-Nachfolgeprotokoll IPv6 steht seit Jahren in den Startlöchern und verspricht, einen neuen Raum von theoretisch 3,4 x 10 hoch 38 verschiedenen Adressen zu schaffen – eine nahezu unbegrenzte Anzahl neuer Adressen, die auch dem letzten Kühlschrank zu einem Internetanschluss verhelfen sollte.

Doch jede Lösung birgt auch neue Probleme. Im Fall von IPv6 rufen vor allem Datenschützer zur Wachsamkeit auf. Ihnen ist ein Dorn im Auge, dass die Zuteilung statischer IPv6-Adressen nicht nur vorübergehend, sondern dauerhaft die eindeutige Identifizierung eines Nutzers zulässt; dies führt etwa nach Ansicht von Peter Schaar, dem Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, zu Risiken für den Datenschutz und die Privatsphäre. Bisher verwalten die Provider einen Pool an Adressen, den sie ihren Nutzern temporär zuteilen und der daher wechselt. Anlässlich der 33. Internationalen Konferenz der Beauftragten für den Datenschutz und für die Privatsphäre in Mexico Stadt hat Schaar daher gemeinsam mit Institutionen aus Belgien, Kanada, dem Vereinigten Königreich und Mexiko eine Entschliessung veröffentlicht, in der sie Empfehlungen zum Umgang mit IPv6 geben. So müsse auch unter IPv6 die Nutzung temporärer und nicht-permanenter, dynamischer Adressen für alle Nutzer möglich bleiben. Der Einsatz dynamischer Adressen soll dabei für Endgeräte als Standardfunktion aktiviert werden. Ferner machen sie sich im Fall von Standortinformationen für die Nutzung der Dienste auf mobilen Geräten für mehr Schutz durch Verschlüsselung gegen ein rechtswidriges Abhören stark.

Für den Netzaktivisten Lutz Donnerhacke ist eine datenschutzrechtliche Forderung nach anonymer oder zumindest pseudonymer Kommunikation im Internet dagegen technische Illusion, schon weil jedes Datenpaket immer auch die Absenderadresse enthalten müsse. Aus seiner Sicht schafft IPv6 vielmehr neue Möglichkeiten; so kann man selbst im Fall eines Providerwechsels seine eigene IP-Adressen behalten, ist darunter erreichbar und kann damit kommunizieren. Der Nutzer kann überdies wählen, unter welchem Provider und an welchem Ort er gerade erscheinen will. Zudem gestatten feste IP-Adressen, dass gerade private Daten daheim, auf einem Rechner mit fester IP-Adresse, abgelegt und zum Abruf bereit gehalten werden; man muss dann lediglich den Zugang beschränken, und behält damit Hoheit über die eigenen Daten, ohne sie Dritten Preis zu geben. Ob er sich mit diesem Ansatz durchzusetzen vermag, bleibt abzuwarten.

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