Die Nutzung internationalisierter Domain-Namen (IDNs) stößt in der Praxis noch häufig auf technische Probleme, doch zumindest für die Verwendung in eMail-Adressen besteht Hoffnung auf eine rasche Besserung. Zu diesem Ergebnis kam die TLDCON 2016 im georgischen Tiflis, die sich eingehend mit IDNs befasste.
Rund 150 Teilnehmer hatten sich am 7. und 8. September 2016 in Tiflis (Georgien) getroffen, um sich auf Initiative des russischen Coordination Center for TLD RU mit den technischen Problemen von IDNs zu beschäftigen, die Millionen von Internetnutzern betreffen. Russland ist dabei einer der größten Märkte für IDNs; unterhalb der kyrillischen Variante von .ru sind aktuell rund 900.000 Domains registriert, mit einem Wachstum von drei bis vier Prozent jährlich. Eines der Hauptproblem ist, dass es IDNs oftmals an der technischen Unterstützung mangelt; praktisch relevant wird das vor allem bei der Verwendung von IDNs in Mailinglisten oder sozialen Netzwerken. Andrei Vorobyev, Direktor des Coordination Center, kritisierte, dass es unmöglich ist, vollständig in kyrillischer Sprache gehaltene eMail-Adressen zu verwenden. Sollten Mailinganbieter und soziale Netzwerke diese Lücke nicht sofort schließen, drohe ihnen, dass ein Konkurrent diese Nische für sich entdeckt und dauerhaft besetzt.
Der neue Standard UTF-8 für die Unterstützung vollständig internationalisierter eMail-Adressen wurde bereits im Jahr 2012 verabschiedet, doch nur die allerwenigsten Provider unterstützen ihn
so Igor Lidin, Chief specialist of applied technical services beim Technical Center of Internet. Eine Ausnahme stelle Google dar; Gmail ist schon seit 2014 IDN-fähig. Aleksey Shelkovin, Vertreter von Yandex.Mail, begründete die Zurückhaltung damit, dass nur 5,4 Prozent aller eMails von nationalen Domains stamme. Er versprach allerdings, dass die TLDCON 2016 bewiesen habe, wie gross das Interesse sei, und man daher an einer Lösung arbeiten wolle; sie soll spätestens im Jahr 2017 präsentiert werden.
Unter der Adresse idnpetition.net hat das Coordination Center for TLD RU außerdem eine eigene Petition gestartet, um das IDN-Problem stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu bringen. Ihr sollen sich schon bald zahlreiche weitere Registries anschließen. Allerdings leidet die Petition an ähnlichen Problemen wie IDNs: wer die Adresse aufruft, erhält aktuell lediglich eine Fehlermeldung und den Hinweis, dass der Server unter www.idnpetition.net nicht gefunden werden konnte.