Die Internet-Verwaltung ICANN hat die Einführung von internationalisierten Domain-Namen auf Ebene der Top Level Domain für das vierte Quartal 2009 in Aussicht gestellt. In Russland will man dies nutzen, um spätestens im Sommer nächsten Jahres mit Domains vollständig in kyrillischen Zeichen loszulegen.
Die Internationalisierung von Domain-Namen über den ASCII-Zeichensatz des lateinischen Alphabets schreitet voran. Bereits Ende September will ICANN im Rahmen des „IDN ccTLD fast track process“ den „final implementation plan“ zur Einführung von internationalisierten Top Level Domains vorstellen. In diesem Prozess liegt das Hauptaugenmerk auf der Einführung einer zunächst beschränkten Zahl von Sonderzeichen-Domains unter ausgewählten Länderendungen: Bereits seit Mitte Oktober 2007 können Nutzer aus aller Welt vollständig internationalisierte Domain-Namen in den elf Sprachen Arabisch, Persisch, Chinesisch (vereinfacht wie traditionell), Kyrillisch, Koreanisch, Hebräisch, Japanisch, Tamilisch, Hindi und Griechisch testen. Zusätzlich erlaubt die Testumgebung Zeichen aus den Sprachen Amharisch, Bengali, Khmer, Thai und Urdu.
Aktuell konzentriert sich die Tätigkeit ICANNs auf die Sicherstellung der Stabilität des Internets bei Einführung der neuen Adressen; dies schließt Maßnahmen zum Schutz der Verwechslung der neuen Endungen mit bereits bestehenden Kürzeln ein. Ein Online Request System zur Einreichung von IDN-Bewerbungen befindet sich in der letzten Testphase, ebenso die „IDN area“ mit einer Vielzahl an Hintergrundinformationen, FAQs, Factsheets und Handlungsanweisungen für die neuen Endungen. Völlig neue Herausforderungen haben sich in sprachlicher Hinsicht ergeben, weshalb ICANN linguistische Unterstützung in den Prozess eingebunden hat. Noch in der Diskussionsphase befinden sich die Gespräche betreffend etwa die juristische Gestaltung der Beziehung zwischen dem jeweiligen IDN ccTLD Manager und ICANN, die leidige Kostenfrage und das Management von TLD-Varianten. Der „implementation plan“ soll spätestens beim Seoul-Meeting Ende Oktober 2009 beschlussreif vorliegen; stimmt der Vorstand zu, kann die Umsetzung samt Registrierung kurze Zeit nach dem Meeting und noch im vierten Quartal 2009 beginnen.
Zu den ersten Anwärtern, die von den neuen Domains Gebrauch machen wollen, zählt Russland. Anlässlich der 2. Konferenz für zentral- und südeuropäische ccTLDs im slowenischen Bled war zu hören, dass Russland die IDN-Version von .rf (Russian Federation) mit vollständig kyrillischen Domains im Sommer 2010 einführen will. Das Kürzel soll zunächst parallel zu den bereits bestehenden Endungen .ru und .su betrieben werden, wobei die russische Registry eine Harmonisierung aller drei Kürzel noch vor dem Ende 2010 anstrebt. Derzeit sind verbindliche Registrierungen aber noch nirgends möglich.