Lizenzentzug

ICANN sperrt drei US-Registrare

Die Internet-Verwaltung ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) greift hart durch: wegen Verstössen gegen das Registrar Accreditation Agreement (RAA) verlieren drei Domain-Registrare ihre Akkreditierung. Nachteile für die Inhaber dort registrierter Domains sollen ausgeschlossen sein.

Wie ICANN in einer Presseerklärung vergangene Woche mitteilt, betrifft der Entzug der Akkreditierung die Registrare South America Domains Ltd. (namefrog.com), Simply Named Inc. und Tahoe Domains Inc. Sie alle haben ihren Sitz innerhalb der USA. Laut ICANN werde der Vertrag nicht verlängert, da die Unternehmen nicht bereit seien, das RAA zu beachten. Im Fall von South America Domains scheitert die Vertragsverlängerung an der fehlenden Bereitschaft des Registrars, ein funktionierendes WHOIS zur Verfügung zu stellen; betroffen sind geschätzte 296 Domains. Bei Simply Named Inc. moniert ICANN zwei Verstösse: zum einen die fehlende Zurverfügungstellung einer Liste der verwalteten Domains, zum anderen rückständige Akkreditierungsgebühren von US$ 31.900,35; betroffen sind mit etwa 298 Domains wiederum nur eine kleine Anzahl von Webadressen. Mit 231 noch weniger Domains sind im Fall von Tahoe Domains Inc. betroffen; hier führen ebenfalls die fehlende Zurverfügungstellung einer Liste der verwalteten Domains sowie rückständige Gebühren von US$ 2.161,84 zur Beendigung des Vertragsverhältnisses.

Kunden dieser Registrare müssen sich in der Regel keine Sorge machen. Sämtliche Domains mit generischer Top Level Domain werden zu einem anderen akkreditierten Registrar transferiert, Domain-Namen mit ccTLD sind von dem Entzug der Akkreditierung nicht betroffen. Auch zusätzliche Kosten sollten in der Regel nicht entstehen, allerdings können die Gebühren beim neuen Registrar auch höher liegen als bei deakkreditierten Anbietern. Für Simply Named Inc. hat ICANN bereits eine Ausschreibung gestartet, bei der sich Registrare um die Übernahme der Domains bewerben können. Wem die Namen der drei Registrare nichts sagen, sollte sich jedoch nicht in Sicherheit wiegen: im Domain-Business erfolgen Registrierungen oft über zahlreiche Reseller, so dass verdeckt bleibt, über welchen Registrar mit ICANN-Zulassung sie letztlich angemeldet wurden.

Domain-Veteran Elliot J. Silver wirft in seinem Blog die Frage auf, was denn passieren würde, wenn nicht nur einem Registrar, sondern gleich der Registry, also der Verwaltungsstelle, die Akkreditierung entzogen würde. Für diesen Fall hat man bei ICANN den „gTLD Registry Failover Plan“ entworfen; dieser sieht unter anderem vor, dass eine andere Registry einspringt. In der Übergangszeit kann es jedoch zu erheblichen Einschränkungen kommen, die derzeit kaum verlässlich abgeschätzt werden können. Dieses Szenario ist keineswegs so unwahrscheinlich, wie die finanzielle Schieflage bei .travel gezeigt hat; erst recht steigt das Risiko mit der Zulassung zahlreicher neuer Domain-Endung.

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