ICANN

USA geben Zepter nicht aus der Hand

Die US-Regierung wird die Aufsicht über das Domain Name System (DNS) keinesfalls aus der Hand geben – auf diesen knappen Kernsatz lässt sich ein Strategiepapier des US-Wirtschaftsministeriums zusammenfassen.

Auslöser dieses für Aussenstehende etwas überraschenden – weil doch fast als selbstverständlich akzeptierten – Bekenntnisses ist ein seit langem hinter den Kulissen tobender Machtkampf zwischen der UNO und ICANN um die Vorherrschaft über das Internet. Vor dem bis heute laufenden ICANN-Meeting in Luxemburg und dem „World Summit on the Information Society“ (WSIS) im November in Tunesien beziehen die USA damit eindeutig Stellung gegen Pläne, die Aufgaben von ICANN beispielsweise auf die International Telecommunication Union (ITU) zu übertragen. Zur Begründung führen die USA vier Grundsätze ins Feld. Zunächst dürfe angesichts der Bedeutung des Internets für die weltweite Wirtschaft nichts getan werden, was die Sicherheit und Stabilität des DNS gefährde, sprich: Hände weg von allen Änderungen. Daher wolle man die historische Rolle als Oberaufsicht über die so genannten Root Zones, ausgeübt über die dem US-Wirtschaftsministerium untergeordnete Internet-Regierung ICANN, auch künftig beibehalten. Dabei verkennt man nicht, dass auch die Staaten weltweit ein Interesse an der Verwaltung ihrer Landesendung haben. Die USA bekennen sich daher zur gemeinsamen Zusammenarbeit mit der weltweiten Internet Community.

Nach fester Überzeugung der USA ist ICANN der geeignete technische Manager für das DNS. Ins Auge sticht, dass die USA die technische Rolle stark betonen; nach Ansicht zahlreicher Kritiker wie dem US-Professor Michael Froomkin hat ICANN längst in erster Linie eine politische Rolle inne. Zu guter Letzt soll der Dialog über die Internet-Herrschaft möglichst weitgefächert fortgeführt werden – nach dem Motto „Hunde die bellen, beißen nicht.“ Die Veröffentlichung der Grundsätze rief dann auch erwartungsgemäß international gemischte Reaktionen hervor. Das Council of European National Top Level Domain Registries (CENTR) begrüßte die klare Positionierung, forderte jedoch eine stärkere Dezentralisierung der Root Zone. Kritik kam unter anderem aus Japan, Brasilien und vom schwedischen Domain-Experten Patrik Faltstrom.

Ein Ende dieser Debatte ist nicht in Sicht, und unmittelbar muss kein Domain-Inhaber um seine Adresse fürchten. Doch wer glaubt, Domains seien eine pure Selbstverständlichkeit, wird hier eines Besseren belehrt.

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