ICANN

fremdgesteuert durch Lobbyisten?

Sie glauben, ICANN sei von Lobbyisten gesteuert? Adrian Kinderis, CEO der AusRegistry, hat in einem Bericht für das Online-Magazin circleid.com Gründe dokumentiert, wonach altbekannte Vorurteile durchaus ihre Berechtigung haben.

Fragt man, warum der Prozess zur Einführung neuer generischer Top Level Domains ins Stocken geraten ist, verweist die Internetverwaltung ICANN stets auf „overarching issues“, was sich je nach Standpunkt mit überspannenden Belangen, aber auch mit überspannenden Streitfällen übersetzen lässt. Gemeint sind im wesentlichen drei Kernkonflikte: das Root Scaling, also Auswirkungen neuer Top Level Domains auf die Root Zone und damit das gesamte Domain Name System, dann wirtschaftliche Analysen, welche die Frage nach dem Bedarf an neuen Endungen klären, sowie der Schutz von Kennzeichenrechteinhabern. Anlässlich des Meetings in Seoul vor einigen Wochen hat sich ICANN entschieden, kein Datum mehr für die Einführung neuer TLDs zu nennen, sondern dies vom Fortschritt der Lösung dieser Probleme innerhalb der Community abhängig zu machen. Doch während nTLDs ein Dauerthema bleiben, scheint ICANN bei der Einführung vollständig internationalisierter Domain-Namen (IDNs) schmerzbefreit: kein einziger der drei Kernkonflikte wird im Zusammenhang mit IDNs diskutiert.

Adrian Kinderis legt damit den Finger in die Wunde. So spielt bei IDNs die Frage des Root Scaling öffentlich keine Rolle, obwohl die damit verbundenen technischen Hürden durch Einführung der Sonderzeichen-Domains ungleich höher liegen; so nimmt durch das Codierungsverfahren zum Beispiel die Zahl der Zeichen einer IDN gegenüber etwa einer Landesendung drastisch zu. Auch von wirtschaftlichen Analysen, welche die Nachfrage nach IDNs dokumentieren und damit ihre Etablierung rechtfertigen, hat man nichts gehört. Schließlich der Schutz von Inhabern von Kennzeichenrechten: praktisch jeder Betreiber einer IDN-ccTLD ist frei, das Kürzel so zu betreiben, wie es ihm gefällt.

Für Kinderis lässt dies nur einen Schluss zu: hier wird mit zwei verschiedenen Maßstäben gemessen. Ob dahinter allein der politische Wille zur Internationalisierung des Domain Name Systems steckt, lässt sich gleichwohl nur spekulieren.

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