ICANN

folgt Beckström auf Twomey?

Die Debatte um die Zukunft der Internet-Verwaltung ICANN (Internet Corporation for Assigned Names und Numbers) geht in eine neue Runde: in einer Anhörung vor dem US-Kongress zeigte die Politik wenig Interesse, ICANN in die geforderte Unabhängigkeit von der US-Regierung zu entlassen. Zugleich verdichten sich die Gerüchte um die Twomey-Nachfolge.

Über zwei Stunden stand ICANN-CEO Paul Twomey vergangene Woche einem Ausschuss des US-Kongresses Rede und Antwort, um klarzumachen, warum ICANN mit Ende des so genannten Joint Project Agreement (JPA) mit der US-Regierung im September 2009 in die Unabhängigkeit entlassen werden sollte. Mitgeladen waren unter anderem Kenneth Silva von VeriSign, Christine Jones von GoDaddy sowie Sarah Deutsch von Verizon. Twomey erneuerte zunächst seine Forderung nach Unabhängigkeit. Nach elf Jahren des Testens, Erneuerns oder Verlängerns des JPA (zum achten Mal in Folge) sei es an der Zeit, das Modell ICANN zu akzeptieren und damit zu zeigen, dass es die Interessen der Community anspricht. Mehr Unabhängigkeit würde laut Twomey auch den Einfluss der US-Regierung nicht schmälern, könne sie doch über den IANA-Vertrag weiter maßgeblich mitwirken. Angesprochen auf die Pläne zur Einführung neuer TLDs betonte Twomey, die Bewerbungen nicht zu starten, bevor nicht den Bedenken von Kennzeichenrechteinhabern Rechnung getragen ist.

An den Reaktionen der Beteiligten war jedoch zu erkennen, dass eine erneute Verlängerung des JPA weit wahrscheinlicher als die Unabhängigkeit ICANNs ist. Ken Silva warnte, dass ein Ende des JPA die Sicherheit und Stabilität des DNS gefährden könnte; in die Kerbe schlug auch der Republikaner Lee Terry, der sich vor einer Übernahme des DNS durch einen Schurkenstaat besorgt zeigte. Cliff Stearns, ebenfalls Republikaner, kritisierte ICANN dafür, zwar einen Gewinn von US$ 7 Mio. erwirtschaftet zu haben, diesen als gemeinnützige Organisation aber nicht zur Gebührensenkung verwendet zu haben und empfahl, damit auch Cybersquatting zu bekämpfen. Christine Jones warf Twomey mangelnde Transparenz beispielsweise in seinen Vorstandstreffen und Registrarverhandlungen vor; auf Nachfragen sei GoDaddy immer wieder vor die Wand gelaufen. Die Zeit sei daher noch nicht reif, um ICANN vollständig zu privatisieren.

Paul Twomey kann die öffentliche Debatte um ICANNs Zukunft indes entspannt verfolgen. Ende Juni 2009 läuft sein Vertrag mit ICANN aus, bis Ende des Jahres 2009 steht er ICANN und seinem Nachfolger dann noch zur Verfügung. Obwohl eine offizielle Bestätigung noch nicht zu erhalten war, ist aus üblicherweise gut unterrichteten Kreisen bereits die Person des Nachfolgers zu erfahren: Rod Beckström, früherer Direktor des National Cybersecurity Center (NCSC) am US-Heimatschutzministerium (U.S. Department of Homeland Security), soll Twomey als CEO von ICANN folgen. Beckström hatte zuletzt für Aufsehen gesorgt, als er von seiner Direktorenposition unter Protest gegen die Einflussnahme der National Security Agency zurückgetreten war. Ganz fix scheint der Deal jedoch noch nicht zu sein, auch der frühere Disney-Boss Michael Eisner ist gerüchteweise im Gespräch.

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