ICANN

Beckstrom kündigt Abschied an

Paukenschlag bei der Internet-Verwaltung ICANN: CEO Rod Beckstrom wird seinen zum 1. Juli 2012 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Ganz freiwillig soll der Abschied nicht sein, und die Diskussion über seinen Nachfolger ist bereits in Gange.

„I have decided to wrap up my service at ICANN July 2012“ – in knappen Worten teilte Beckstrom über den Kurznachrichtendienst Twitter mit, dass er nach nur drei Jahren aus dem Amt scheiden werde. Beckstrom, vormals Director beim US National Cybersecurity Center (NCSC), war im Juli 2009 zum Nachfolger von Dr. Paul Twomey gewählt worden und galt aufgrund seiner technischen und wirtschaftlichen Expertise als Wunschkandidat. Demgemäß betonte ICANN in einer Pressemitteilung die Ziele, die man unter der Leitung von Beckstrom erreicht habe; dazu zählt die Verhandlung des „Joint Project Agreement“, auf dessen Grundlage ICANN die Leitung des Domain Name System von der US-Regierung übertragen bekommen hat, die Signierung der Root Zone mit dem Sicherheitsprotokoll DNSSEC, die Fortentwicklung des nTLD-Programms, die Einführung internationalisierter Top Level Domains oder die Verbesserung strategischer Beziehungen zu den verschiedenen Interessengruppen innerhalb ICANNs.

Erst ein Blick hinter die Kulissen verrät jedoch, dass der Abschied Beckstroms kaum freiwillig sein dürfte. Wie der ICANN-Insider Kieren McCarthy berichtet, komme Beckstrom lediglich seinem Rauswurf zuvor; er sei praktisch gefeuert worden. Zwar habe Beckstrom intensiv um eine Verlängerung seines Vertrages geworben, innerhalb der ICANN-Führung sei das Klima zu anderen Mitgliedern frostig gewesen. Gerade Beckstrom, der sich in seinem Buch „Der Seestern und die Spinne“ mit den Auswirkungen dezentraler Netzwerke im Internet befasst hat, habe zu oft den Ruhm für Leistungen anderer in Anspruch genommen und auf ihn zugeschnittene Hierarchien geschaffen. Weder das „Joint Project Agreement“ noch das nTLD-Programm habe er allein vorangebracht, sondern vor allem von den jahrelangen Vorbereitungen seiner Vorgänger wie auch der gesamten ICANN-Community profitiert. Nach aussen dokumentiert sei das frostige Verhältnis durch die zahlreichen Personalwechsel bei ICANN, wie den überraschenden Abschied von COO Doug Brent im April 2010 oder dem Abgang von Nick Thorne und Theresa Swinehart.

Bleibt die Frage: wer wird Beckstroms Nachfolger? Domain-Blogger Kevin Murphy hat bereits in der Gerüchteküche geschnuppert und einige Namen aufgetischt. Im Gespräch sind danach Chris Disspain, CEO der australischen Domain-Verwaltung .au Domain Administration Ltd. (auDA), sowie Lesley Cowley, Chefin der .uk-Registry Nominet und als Nachfolgerin von Disspain Vorsitzende der country code Names Supporting Organisation (ccNSO) von ICANN. Alle beide sollen schon 2009 auf der Kandidatenliste gestanden haben. Auch die ICANN-Direktoren Bertrand De La Chapelle und Cherine Chalaby (Accenture) sollen in der Verlosung sein. Bisher galt für Kandidaten als Vorteil, als Muttersprache englisch zu sprechen und mit den ICANN-Mechanismen vertraut zu sein; gerade die Wahl von Beckstrom zeigt aber, dass auch aussenstehende Personen Chancen haben. Die Suche nach einem Beckstrom-Nachfolger ist jedenfalls bereits voll im Gang.

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