Auktionserlöse

Was tun mit US$ 60 Millionen?

Was tun mit Auktionserlösen von rund US$ 60 Millionen? Die Internet-Verwaltung ICANN ist sich unsicher und hat sich daher entschlossen, die Community zu befragen. Gesucht sind in erster Linie allgemeine Grundsätze der Geldverteilung.

Etwa US$ 58,8 Millionen an Auktionserlösen bunkert ICANN aktuell auf einem gesonderten Bankkonto. Das Geld stammt aus der Versteigerung von bisher 13 neuen Top Level Domains, für die es mehr als einen Bewerber gab und bei denen sich keine gütliche Einigung erzielen ließ. Allein US$ 25.001.000,– stammen aus der Versteigerung von .app, die sich die Google-Tochter Charleston Road Registry Inc. sicherte. Vergleichsweise günstig war dagegen .srl; für die Endung musste die in Regensburg ansässige mySRL GmbH lediglich US$ 400.000,– bezahlen. Jedoch ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht: per 31. August 2015 waren noch 27 dieser »contention sets« ungelöst, so dass aus den »auction of last resort« mit weiteren Erlösen in Millionenhöhe zu rechnen ist. Da um diese 27 Endungen besonders heftig gestritten wird, lässt sich derzeit noch nicht absehen, bis wann die Auktionen sämtlich abgeschlossen sind.

Schon seit Beginn des nTLD-Programms ist umstritten, was mit diesen Einnahmen getan werden soll. So wurde zum Beispiel vorgeschlagen, die Gelder wohltätigen Zwecken zu spenden, Open-Source-Projekte zum Domain Name System zu fördern, einen Marketingplan für nTLDs zu entwickeln, die Bewerbungsgebühr bei künftigen Einführungsrunden zu reduzieren oder allgemein erfolglose Bewerber damit zu entschädigen. ICANN geht es in einem ersten Schritt aber nicht darum, einen konkreten Zweck festzulegen, sondern Grundsätze zu finden, anhand derer sich die Verteilung festlegt. Daher hat man am 8. September 2015 ein Diskussionspapier veröffentlicht und die Öffentlichkeit aufgefordert, sich bis 18. Oktober 2015 bei der Grundsatzsuche zu beteiligen. Zu klären ist unter anderem, wer über die Verwendung der Mittel entscheidet, ob Rat Dritter eingeholt werden soll oder wie Interessenkonflikte ausgeschlossen werden können. Je komplexer allerdings allein dieser Prozess zur Entscheidungsfindung wird, desto weniger dürfte am Ende übrig bleiben.

Von der Befragung nicht betroffen sind übrigens die sonstigen Einnahmen aus dem nTLD-Programm. ICANN-Insider Kieren McCarthy geht davon aus, dass ICANN daraus bisher US$ 357 Millionen zugeflossen sind. Davon muss ICANN geschätzte US$ 12,4 Millionen in fixe und weitere US$ 140,9 Millionen in variable Verfahrenskosten stecken; dazu kommen US$ 13,5 Millionen an Entwicklungskosten sowie US$ 30 Millionen für rechtliche Streitigkeiten. So verbleiben rechnerisch US$ 160,2 Millionen, über deren Verwendung sich ICANN offiziell ausschweigt. Mit einer Antwort dürfte sich ICANN auch künftig Zeit lassen, bis auch die letzte nTLD vergeben ist – und keine weiteren Rechtsstreitigkeiten zu erwarten sind.

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