Crunch Time

Die Domain-Branche befindet sich 2017 am Scheideweg

Steht die Domain Name Industry im Jahr 2017 am Scheideweg? Der Domain-Analyst Stéphane Van Gelder hat sich auf die Suche nach Antworten gemacht – und findet dabei nicht nur Positives.

Im Herbst 2016 ließ die .com- und .net-Verwalterin VeriSign alle Alarmglocken läuten, als CEO Jim Bidzos anlässlich einer Investorenkonferenz mitteilte, davon auszugehen, dass am Ende des vierten Quartals 2016 weniger Domains unter .com und .net registriert sind als zu dessen Beginn. Das wirft die Frage auf, ob die Zahl der weltweit registrierten Domains langsam ihren Zenit erreicht hat. Van Gelder sah sich zunächst die Entwicklung der vergangenen Jahre an, wobei die angegebenen Zahlen jeweils für die Zahl registrierter Domains in Millionen stehen:

JahrTLDsgTLDsccTLDsWachstum
200816810167
2009184109,674,49 %
2010196,312076,37 %
2011215130,484,68,6 %
2012240139,7100,311,9 %
2013265145,5119,58 %
2014276148,9127,17,5 %
20152961581385,9 %

Die Zahlen für 2016 hat VeriSign noch nicht veröffentlicht. Allerdings deuten die Zahlen im ersten Quartal 2016 auf insgesamt 326,4 Millionen Domains, davon 178,2 Millionen gTLDs und weitere 148,2 Millionen ccTLDs. Demnach stehen die Zeichen ganz klar auf Wachstum. Dennoch warnt VeriSign ausdrücklich vor einem Rückgang. Wie Van Gelder berichtet, hätten inzwischen auch zwei große Registrare bestätigt, dass im 3. Quartal 2016 die Zahlen signifikant eingebrochen sind; über die Gründe können sie allenfalls spekulieren. Vor allem bleibt offen, worauf das Wachstum beruhte – auf echter Nachfrage oder opportunistischer Spekulation?

Konkrete Antworten bleibt Van Gelder schuldig, er weist jedoch auf eine Vielzahl von Faktoren hin, die den Weg negativ beeinflussen könnten. So kämen die drei größten nTLDs .xyz, .top sowie .win dank äusserst billiger Registrierungsgebühren auf einen Marktanteil von 45 Prozent; „Mainstream“ sind sie aber bei weitem nicht geworden. Auch die Internet-Verwaltung ICANN habe nichts dafür getan, der TLD-Branche zu mehr Wachstum zu verhelfen, sieht man einmal von künstlich aufgeblähten Gebühren ab, ohne die Gelder in das Marketing zu stecken, und Verschärfungen bei den Regeln für das WHOIS und den Domain-Transfer – für Van Gelder praktisch ein Schuss in den eigenen Fuss. Dabei gehe es darum, echten Mehrwert für die Nutzer zu schaffen. Eines sei jedoch das Wichtigste: der einzig wahre Wachstumsfaktor ist das Bedürfnis nach Domains. Wenn die Idee, ein eigenes virtuelles Grundstück im Internet zu haben, wichtig bleibt, dann bricht die Domain-Branche nicht zusammen.

Van Gelder legt seinen Finger tief in die Wunde. ICANN hat den Markt für TLDs geöffnet; doch trotz großartiger Möglichkeiten hat man vor allem Domain-Spekulanten aus aller Welt angezogen, die sich möglicherweise aus .com und .net verabschieden, um in nTLDs ihr Glück zu finden. Zusätzlichen Nutzen bietet jedoch praktisch keine nTLD, und in der öffentlichen Wahrnehmung spielen sie noch eine untergeordnete Rolle. In der Tat, die Domain-Branche steht am Scheideweg und muss sich fragen lassen, was sie da verkauft – und wie sie es verkauft.

  1. Bernd das Brot

    Statistiken sind wie immer eine Frage was genau man auslesen möchte…
    Die absoluten Wachstumszahlen gegenüber dem Vorjahr
    16 Millionen
    12,3 Millionen
    18,7 Millionen
    35 Millionen
    25 Millionen
    11 Millionen
    20 Millionen
    zeigen nicht, dass die Domain-Branche am Scheideweg steht.

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