ICANN

verzögert DNSSEC neue TLDs?

Die Pläne der Internet-Verwaltung ICANN, zahlreiche neue Top Level Domains einzuführen, drohen mit einem weiteren Anliegen zu kollidieren: das Root Scaling Study Team von ICANN fordert, vor der Erweiterung des Namensraums das Sicherheitsprotokoll DNS Security Extensions (DNSSEC) einzuführen.

Angetreten mit dem Auftrag, die Auswirkungen verschiedener Skalierungsmaßnahmen auf die Root Zone, darunter die Einführung internationalisierter Top Level Domains, die Unterstützung von DNSSEC und die Erweiterung des Namensraumens zu untersuchen, hat das Root Scaling Study Team nunmehr seinen 85seitigen Abschlussbericht vorgelegt. Die Root Zone selbst ist eine gerade einmal 80 Kilobyte große Datei, enthält jedoch die Delegierungsdaten für etwa 280 Top Level Domains und bildet damit den wesentlichen und sensibelsten Baustein des Domain Name Systems. Gab es bisher durchschnittlich eine Änderung an der Root Zone jährlich, so stellen die aktuellen Entwicklungen neue Herausforderungen dar, die sorgsam überlegt sein müssen. So ist jeder Datenzuwachs mit Risiken verbunden, der die Stabilität des DNS gefährden kann. Nach Ansicht des Root Scaling Study Team ist das derzeitige System in einem Zeitraum von 12 bis 24 Monaten entweder in der Lage, die Risiken durch Einführung von DNSSEC zu verarbeiten, oder jene, die mit neuen TLDs, IDNs und IPv6 verbunden sind, nicht dagegen beide gleichzeitig – was also tun?

Geht es nach dem Root Scaling Study Team, steht an erster Stelle der Änderung der Root Zone und damit auch vor der Erweiterung der Zahl an zur Verfügung stehender Top Level Domains die Einführung von DNSSEC. Die Effekte einer Signierung mit DNSSEC wären sofort spürbar: so wächst nicht nur die Root Zone um den Faktor vier an, sondern auch der Root Zone Traffic würde dann sprunghaft ansteigen. Zugleich würde das Risiko späterer Änderungen sinken, ist DNSSEC erst einmal eingeführt. Unklar ist allerdings, wie viele neue TLDs das Domain Name System verkraftet; dies sei aufgrund der Dezentralisierung nicht abschätzbar. Deshalb fordert das Root Scaling Study Team ein Frühwarnsystem, um rechtzeitig auf nachteilige Änderungen reagieren zu können. Einer vorbeugenden Eintragung aller berühmter Marken – die Rede ist von etwa 40.000 Kennzeichen – erteilt das Root Scaling Study Team jedenfalls eine klare Absage.

Ob und inwieweit dieser Bericht die Einführung neuer Domain-Endungen verzögern wird, ist bisher unklar. Angesichts des politischen Drucks durch den US-Kongress und ungelöster Probleme insbesondere im Bereich Schutz von Kennzeichenrechteinhabern gerät jedoch das anvisierte Startdatum in der ersten Hälfte 2010 immer stärker ins Wackeln.

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