UDRP

Lohnt sich Cybersquatting überhaupt noch?

Wir hatten vor zwei Wochen auf die UDRP-Statistik der World Intellectual Property Organization (WIPO) geschaut. Der Domain-Anwalt Doug Isenberg sah in diesen Zahlen Rekorde und meinte, dass sich sich Cybersquatting weiterhin lohne. Der Domain- und Urheberrechtsanwalt Gerald M. Levine sieht das ganz anders.

Wir rekapitulieren: Die Zahl von 3.073 UDRP-Verfahren vor der WIPO in 2017 ist die bisher höchste und übersteigt jene 3.036 Fälle von 2016 um 37. Zugleich stritten die Parteien 2017 um 6.370 Domains, mehr als im bisherigen Rekordjahr 2013, als die Parteien um 6.191 Domains stritten. Doug Isenberg stellte damit für das UDRP-Jahr 2017 bei der WIPO zwei Rekorde fest: Mehr UDRP-Verfahren als je zuvor (3.073 gegenüber 3.036 in 2016), und mehr Domains als je zuvor (6.370 gegenüber 5.354 in 2016). Daraus schloss er:

The record-setting year makes clear that domain name disputes are not going away and that the 18-year-old UDRP remains an important tool for trademark owners to fight cybersquatters. […] The filings also show that cybersquatting is still a lucrative activity but also that the UDRP is a popular way to combat it.

Was Isenberg allerdings nicht berücksichtigte, worauf aber der Domain-Anwalt John Berryhill hinwies: es seien auch mehr Reverse Domain Name Hijacking (RDNH)-Entscheidungen ergangen, nämlich 45 in 2017 gegenüber 37 in 2016. Darüber hinaus kritisierte Berryhill fehlende gesicherte Daten in der Argumentation von Isenberg. Levine griff das in einem cirleid.com-Artikel auf und ergänzte folgende Zahlen: 2017 wurden 437 UDRP-Verfahren frühzeitig beendet gegenüber 541 Verfahren in 2016. Die Quote frühzeitiger Beendigungen liege über die Jahre gleichbleibend bei um etwa 20 Prozent. Gründe für eine frühzeitige Beendigung von Beschwerden lassen sich nur erahnen: die Parteien einigen sich oder wollen nicht streiten (nolo contendere). Levine führt weiter aus, laut DNDisputes (dndisputes.com) wurden 2016 knapp 74 Prozent der Domains nach einer UDRP-Entscheidung transferiert, 185 (gut 6 Prozent) Beschwerden wurden abgewiesen und eben über 20 Prozent nicht entschieden. Die Zahlen zu 2017 ergeben dagegen ein überraschendes Bild: lediglich in gut 64 Prozent aller Fälle wurde auf Transfer entschieden, und nur bei knapp 5 Prozent die Beschwerde abgewiesen. Worauf Levine aber nicht eingeht: neben frühzeitig beendeten Verfahren (15,40 Prozent) und zurückgenommene Verfahren (knapp 1 Prozent) gibt es einen Anteil von 14,55 Prozent, für die etwas anderes gilt. Was dieses »others« ist, teilen dndisputes.com und Levine nicht mit. 2016 lag dieses »others« noch bei lediglich 0,5 Prozent, verzeichnet also einen rapiden Anstieg.

Während Isenberg meint, angesichts der Zahlen für das Jahr 2017 lohne sich Cybersquatting weiterhin, vertritt Levine die Ansicht, die Zahlen für 2017 sprechen dafür, dass Cybersquatting zurückgehe, da lediglich 64 Prozent der Entscheidungen zu einem Transfer der Domains führten, gegenüber 74 Prozent im Vorjahr. Ehe man sich jedoch zwischen diesen beiden Meinungen entscheidet, stellt sich die Frage: was sind die »others«?

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